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Dresden, die lauter geschenkte oder erkaufte Kunstschaͤtze und Kostbar—
keiten herbeitrugen. Endlich im Jahre 1719 kehrte der Prinz, nach-
dem er in Italien der katholischen Kirche beigetreten war, nach Sach-
sen zurück, und sein prachtliebender Vater veranstaltete ihm nun bei
Gelegenheit seiner Vermählung mit der östreichischen Kaiserskochter jene
nie gesehenen prachtvollen Feste, von welchen wir in den September-
tagen hören werden. Darauf wohnte er öfter in dem glänzenden
Hubertusburg, das er sich erbauet hatte, und widmete da seine Zeit
meist der Jagd oder kleinen Reisen. Am heutigen Tage im Jahre
1733 erfuhr er den Tod seines Vaters und übernahm nun die Re-
gierung, die er dreißig Jahre hindurch in einer ernsten und unglück-
schweren Zeit führte.
3. Februar.
Schlacht bei Fraust adt.
In dem Kriege, welchen August der Starke mit dem kapfern
König Karl dem XlII. von Schweden führte, war die unglücklichste
Schlacht die, welche am heutigen Tage 1706 bei Fraustadt in Schle-
sien geliefert wurde. Der Feldmarschall der Sachsen, Graf Schulen-
burg, hatte sich dort mit zwanzigtausend Mann aufgestellt, die
allerdings meist aus Russen, Franzosen und Baiern, und nur dem
kleinsten Theile nach aus Sachsen bestanden. ODiese zufällig zusam-
mengerafften Truppen aber hatten keine Liebe zu der Sache, für die
sie kämpften, und waren zum Theil so feig, daß sie schon beim An-
blicke der Schweden erzitterten und flohen. Schulenburg, der dies
wußte, ließ darum auch die Russen vor der Schlacht ihre roth gefüt-
terten Monturen umwenden, damit sie roth gekleidet, wie die Sachsen,
erscheinen und von dem schwedischen Generale Rhönschild für
Sachsen gehalten werden möchten. Aber dieser, der die List erfuhr,
machte nun auch nur zum Schein seinen ersten Angriff auf die
Sachsen, stürmte aber dann sogleich auf die Russen und Franzosen
ein, die nur ein einziges Mal Feuer gaben und dann in größter Un-
ordnung die Flucht ergriffen. Es entstand nun grenzenlose Verwir-
rung. Schulenburg mit den wenigen Sachsen konnte mit aller An-
strengung nichts bewirken, sondern verlor die Schlacht mit sieben-
tausend Todten, achttausend Gefangenen und zwei und dreißig Ka-
nonen. So groß war die Feigheit und Verwirrung, daß von zwölf-
tausend weggeworfenen Flinten siebentausend noch geladen waren. —
Der schwedische Feldherr feierte einen glänzenden Sieg, den er aber
schmählig dadurch besudelte, daß er sechstausend Russen, die sich in
der Schlacht ergeben hatten, noch sechs Stunden nach der Schlacht