Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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mit deutschen Grafen und Herren! Wie viel ertrug und erfuhr er 
auf seiner zweimaligen Fahrt nach Palästina zum heiligen Grabe! 
— Alt und lebensmüde legte er im Jahre 1156 im Dome zu Mei- 
ßen vor vielen Herren und Priestern seine Rüstung und sein Schwert 
am Altare nieder, und nahm die Mönchskutte in dem Kloster Peters- 
berg bei Halle, das er erbaut hatte. Dort aber lebte er nur zwei 
Monate und fünf Tage: den 5. Februar 1157 endete seine irdische 
Laufbahn. 
6. Februar. 
Unglückliches Hochzeitmahl in Erkurt. 
Ein wohlhabender Bürger in Erfurt richtete am 6. Februar 
1609 seiner Tochter das Hochzeitmal aus und lud Viele dazu. An neun 
Tischen saßen gegen hundert Gäste. Als schon die Mahlzeit fast be- 
endet war und die sogenannte Schenkschüssel für die Hochzeitgeschenke 
herumging, erhob sich plötlich ein Krachen und Geprassel über den 
Häuptern der Gäste. Alle stürzten hinweg von ihren Sißen; aber 
nur Wenigen gelang es, dem Verderben zu entrinnen. Denn das 
Dach und die Decke des Hauses brachen zusammen und begruben im Nu 
Alles, was das Speisezimmer noch nicht hatte verlassen können. Der 
Bräutigam mit dem Brautvater entsprang und ward gerettet; die 
Braut aber fand man am andern Tage unter den schauerlichen Grup- 
pen der Getödteten. Ein Kind ward von einer Magd zum Fenster 
heruntergeworfen und blieb unversehrt; die Magd aber wurde zer- 
schmettert. Ein kodtscheinender Bäcker kam wieder ins Leben zurück; 
aber eine halbverschüttete Frau, die ängstlich schrie und winkte, wurde 
im nächsten Augenblicke von einem zweiten Giebeleinsturze vollends 
getödtet. Zwanzig Personen waren umgekommen, acht verwundet; 
das Freudenmahl war verkehrt in Jammer und Wehklagen. 
7. Februar. 
Ueber den Kobaltbau. 
Wir wissen aus der Vaterlandskunde und Gewerbsgeschichte 
unsers Landes recht wohl, wie großen Vortheil Sachsen aus einem 
einst verachteten und als unnütz weggeworfenen Halbmetalle, dem 
Kobalte, ziehe. Wir hören, daß seit den dreihundert Jahren, wo es zur 
Smalte oder blauen Farbe benutzt worden ist, unzählige Menschen 
mit dem Ausgraben und Zubereiten desselben ihr Brod gefunden 
und Millionen Thaler aus dem Auslande hereingezogen haben. Von
	        
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