Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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ser; doch auch dies fruchtete nicht. Nachdem sse fünf Jahre lang sich 
gemüht und gedemüthigt hatte, reiste sie selber nach Neustadt bei 
Wien, wo Johann Friedrich gefangen saß, und erlangte mit großer 
Mühe die Erlaubniß, das Gefängniß mit dem geliebten Gatten thei- 
len zu dürfen. Nun blieb die Fromme bei ihm und ertrug mit ihm 
zugleich die täglichen Mißhandlungen und Kränkungen, welche harte 
Menschen ihm auferlegten, und den bittern Mangel, welchen er an 
allen Dingen leiden mußte. So lebte sie zwei und zwanzig Jahre mit dem 
Garten im Kerker, tröstete täglich mit stiller Ergebenheit, las täglich aus 
der Bibel und aus frommen Bücher vor, bat unablässig die Menschen 
und den himmlischen Vater um Rettung und Erlösung. Allein nur 
der Tod sollte sie erlösen. Sie starb im Gefängniß am 8. Februar 1593, 
fünf und funfzig Jahre alt; und wenn das schon ein harter Schlag für 
den armen, siebzigjährigen Herzog war, so war es gewiß noch härter und 
ergreifender, daß hartherzige Gläubiger sogar die Leiche der treuen 
Elisabeth nicht einmal begraben lassen wollten, wenn nicht zuvor 
Johann Friedrich die erborgten Gelder bezahlt hätte. 
9. Februar. 
Belagerung von Danzig. 
An wie vielen und wie verschiedenartigen Kriegen hat doch 
Sachsen nur allein im Laufe zweier Jahrhunderte Theil nehmen, und 
wie hat es das Blut seiner Kinder meist nur für fremden Vortheil 
verspritzen müssen! Das ist das Schicksal eines kleinen Staats, zu- 
mal wenn er zwischen größern mitten inne liegt, die ihn häufig un- 
willkürlich mitfortreißen und gar nicht den Willen des Fürsten 
oder des Volks, sondern nur allein die Nothwendigkeit gelten 
lassen. So war es in Sachsen auch in den Jahren 1806 und 7 
wieder. Der Kurfürst hatte 1806 nothgedrungen an dem Kriege 
Theil genommen, den Preußen gegen Frankreich führte. Der Krieg 
war höchst unglücklich für Preußen und Sachsen ausgefallen, und 
Sachsen mußte sich glücklich schätzen, daß ihm Napoleon einen ehren- 
vollen und milden Frieden zugestand. Allein welch' ein ploͤtzlicher 
Wechsel mußte nun auch sogleich nach dem Frieden eintreten! Bis 
Ende Octobers 1806 war Sachsen mit Preußen gewesen, und mit 
dem Anfange des Jahres 1807 mußte es schon seine noch kampf- 
fähigen Truppen, etwa siebentausend Mann an der Zahl, gegen Preußen 
marschiren lassen. Unter General Polenz gingen die Sachsen — 
offenbar mit schwerem Herzen und unverkennbarem Widerwillen — 
nach Westpreußen zur Belagerung Danzigs, die den 9. Februar 1807 
 
	        
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