Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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gelassenen Papiere zu sehen sind. Leider starb Arnold schon im fuͤnf 
und vierzigsten Jahre seines Lebens am 15. April 1695. 
16. April. 
Luther zieht in Worms ein. 
Mit freudiger Bewunderung sahen wir am 26. März den un- 
sterblichen Glaubenshelden Luther nach Worms hinziehen; heute aber 
war sein Einzugstag in die Stadt, wo ihn so Großes erwartete. 
Unter dem Geleite der entgegengekommenen Ritter und Reisige, 
unter dem Zuströmen einer unglaublichen Volksmenge fuhr Luther 
am 16. April 1521 in Worms ein und bezog seine Wohnung im 
deutschen Hofe, wo Friedrich der Weise auch wohnte. Zu dem Let-- 
tern, seinem natürlichen Landesherrn, begab er sich söbleich und er- 
hielt nachmals an diesem Tage noch die Besuche Philipp's von Hes- 
sen, Wilhelm's von Braunschweig und vieler anderer Herren; so wie 
denn überhaupt die neun Tage hindurch, wo Luther in Worms ver- 
weilte, seine Herberge nie leer von Neugierigen war, die den kühnen 
Mönch, den verschrieenen Erzketzer sehen wollten. Am andern Mor- 
gen ward er geladen, Nachmittags vier Uhr vor dem Throne des 
Kaisers zu erscheinen. Luther versprach zu kommen, betete aber auch 
inbrünstig zu Gott, daß er ihm Kraft gebe zu diesem Gange. Sein 
Rechtsbeistand aus Wittenberg, Doctor Schurf, begleitete ihn, als 
die ernste Stunde kam. Auf dem Wege zur Reichsversammlung 
war es, wo der tapfere und altergraue Feldherr des Kaisers, Frons- 
berg, Luthern die Hand reichte und sprach: „Mönchlein, Du gehst 
einen Gang, dergleichen kein Feldoberster gethan hat. Bist Du aber 
auf rechter Meinung, so sei getrost.“ — Und Luther trat auch darauf 
getrost ein in den Saal, wo der Kaiser, sechs Kurfürsten, vier und 
zwanzig Herzöge, in Allem zweihundert und vier Herren versammele 
saßen und an fünftausend Zuhörer sich zusammengedrängt hatten. 
Er ward gefragt, ob er die daliegenden Bücher als die seinigen er- 
kenne, und ob er das darin Ausgesprochene widerrufen wolle. 
Luther bekannte sich zu den vorgelegten Schriften, bat aber wegen 
des Widerrufs um Bedenkzeit bis morgen. Das wurde ihm zuge- 
standen, und am 18. in derselben Nachmittagsstunde stand er vor 
Kaiser und Reich, hielt demüthig und bescheiden eine fast zwei Stun- 
den lange Rede (erst lateinisch und dann deutsch) und erklärte: wenn 
er nicht aus der Schrift und mit hellen, klaren Gründen überwun- 
den und überwiesen werde, könne und wolle er nicht widerrufen. 
„Hier stehe ich,“ sehte er hinzu, „ich kann nicht anders. Gott helfe mir!“
	        
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