Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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sig; die Bibliothek, welche hundert Jahre fruͤher in Gotha angelegt 
worden war, bereicherte er alljährlich und besuchte sie alle Morgen; 
die Sternwarte zu Gotha erbaute er aus seinen eigenen Mitteln und 
machte sie durch ganz Europa berühmt. — Kurz, allenthalben sorgte 
er liebreich und that am liebsten in der Stille Gutes. Ehe er starb, 
verordnete er noch, daß sein Begräbniß in größter Stille und ohne 
Gepränge erfolge, und daß man ihn auf einer Insel seines Gartens 
neben seinen vorangegangenen Kindern ohne Sarg in die Erde lege, 
die unser Aller Mutter ist. 
22. April. · 
Zerltörung von BZautjen. 
Die Stadt Bautzen hatte im dreißigjährigen Kriege ein be- 
sonders trauriges Loos. Sie ward vier Mal von Feinden eingenom- 
men und jedesmal mehr oder weniger schrecklich verwüstet. Am 
furchtbarsten war die Zerstörung, die sie am 22. April 1634 erfuhr. 
Damals war Bautzen von den Oestreichern unter Golz beseßtzdie 
Sachsen aber, welche noch mit den Schweden verbunden waren, 
wollten es erobern. Als Golz das Belagerungsheer am 21. April 
herannahen sah, zündete er die Vorstädte anz aber zu gleicher Zeit 
fing auch — man weiß nicht, ob absichtlich von- den Oestreichern 
veranlaßt oder nicht —= die Stadt innerhalb der Ringmauern an zu 
brennen. Es entstand gräßliche Noth;' die Menschen wußten sich 
vor den Flammen nicht zuretten: die Thore hatte der Wütherich 
Golz verammeln lassen. Die Bürger liefen wie wüthend auf den 
Gassen umher; sie wurden schaarenweise unter den Trümmern der 
einstürzenden Häuser begraben; sie sturzten sich zum Theil von den 
hohen Stadtmauern hinab und fanden statt Rettung elendiglich den 
Todz sie flüchteten sich in die Domkirche, die aber ausbrannte und 
allen darin Versammelten zum Feuergrabe wurde. So fanden am 
21. und 22. April über siebenhundert Menschen den Tod, unge- 
rechnet die Unglücklichen, die Gesundheit, Habseligkeiten und die lie- 
ben Ihrigen verloren hatten. Das Alles hatte den erbärmlichen 
Golz nicht gerührt. Aber als er am 22. sah, daß die Sachsen nun 
ihren Angriff auf die Stadt beginnen würden; als er für seine eigene 
Wohlfahrt besorgt zu werden anfing: da übergab er die Stadt oder 
vielmehr die Trümmer einer gottlos zu Grunde gerichteten Stadt den 
Feinden, ehe sie noch einen einzigen Kanonenschuß gegen dieselbe ge- 
than hatten. — Johann Geoorg ließ leider die Unmenschen unge- 
straft abziehen. Dies geschah den 22. April 1634.
	        
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