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23. April.
Ackermann geboren.
Deer Kunst= und Buchhändler Rudolph Ackermann, ein Mann, den
wir schon unterm 2. Januar als Wohlthäter seiner sächsischen Lands-
leute kennen lernten, wurde am 23. April 1764 zu Stollberg im
Erzgebirge geboren und verdient heute unsre dankbare Erwähnung.
In Stollberg war Ackermann's Vater Sattler, und der Sohn erlernte
auch die Profession desselben und ging nachmals auf die Wander-
schaft. In Paris und Brüssel war er nicht allein ein vollkommener
Wagenverfertiger, sondern machte auch im Zeichnen und Erfinden
neuer Wagenmodelle ausgezeichnete Fortschritte. Das brachte ihn,
als er endlich nach London gekommen war, auf den Gedanken,
Zeichnungen und Musterblätter zu Kutschen fein gestochen und gemalt
herauszugeben. Sein Unternehmen machte Aufsehen: er legte einen
Handel mit noch andern Gemälden, Kupferstichen und Kunstsachen
an, und es entstand so in London die Ackermann'sche Kunsthand-
lung, die jetzt eine der größten in der prachtreichen, englischen Haupt-
stadt ist. Immer größer und vielfältiger wurden die Unternehmun-
gen Ackermann's: er sebte oft große Summen aufs Spiel, um ein
nübliches Werk zu Stande zu bringen; aber das Glück begünstigte
und erhob ihn zusehends. Doch vergaß der edle Mann nie seine
unbemittelten Verwandten in Sachsen und nie sein Vaterland. Un-
term 2. Januar hörten wir, wie er unermüdet in der schweren Zeit
von 1813 bedacht war, seinen armen Landsleuten reiche Gaben aus
England zu schicken und ihr Elend zu mildern. Unser König belohnte
den Edlen mit dem Nitterkreuze und mit köstlichen Pozellangefäßen;
der schönste Dank aber lebt ihm in den Herzen aller der Schwerge-
prüften, welche die Drangsalszeit von 1813 und 1814 durchlebten.
24. April.
Schlacht bei Mühlberg.
Der heutige Tag ist der unglückliche Tag von Mühlberg
oder von der Lochauer Haide, ein Tag, der einer Herrscherfamilie
Land und Kurhut raubte und einen mächtigen und guten Fürsten in
Gefangenschaft und Elend brachte. Freilich das Alles nicht ohne
eigenes Verschulden! Der Kurfürst Johann Friedrich war von der
Donau, wo das Heer der Schmalkaldner den Kaiser Karl eingeschlossen
hielt, plötzlich mit seinen Sachsen nach Hause geeilt; er hatte sonach
seine Verbundeten im Stiche und den Kaiser muthwilligerweise frei-