334 Gerichtsärzte — Gerichtsbezirke
behörden, wenn sich der Verdacht eines Verbrechens herausstellt, sich
jeder dem gerichtlichen Einschreiten vorgreifenden Tätigkeit zu enthalten,
in allen Fällen aber, auch wo der Verdacht einer strafbaren Handlung
ausgeschlossen erscheint, die vorgeschriebene Formularanzeige an die
Staatsanwaltschaft bez. die Gerichtsbehörde zu erstatten (VO. vom
21. Sept. 1874 S. 311 88 43, 5 und MVDO. vom 30. April 1875,
SWB. 93).
»Die Polizeibehörde darf anordnen, daß mit Zuchthaus Bestrafte den
Bertillonschen Messungen unterworfen und photographiert werden Weichsger.
2. Juni 1899, Fischer XXII 303).
Gerichtsärzte. Die G. haben als ständig bestellte Sachverständige
auf Erfordern des Gerichts oder der Staatsanwaltschaft medizinische
Gegenstände zu begutachten. In den Gerichtsgefängnissen ihres Wohn-
ortes haben sie zugleich den Gefängnisdienst zu besorgen. Ein G. ist
jedem Amtsgericht, jedem Landgericht und Ob. beigegeben. G. ist
in der Regel der Bezirksarzt (Ges. vom 30. Juli 1836 S. 183 Pkt. 7, 8,
Instr. vom 30. Juli 1836 S. 187 § 10, VO. vom 10. Juli 1884
S. 209 Abs. 4, Instr. vom 10. Juli 1884 S. 210 § 42, Gesch.O.
88 172—187). Privatärzte sollen zu gerichtlich medizinischen Geschäften
nur in Ausnahmefällen zugezogen werden und sind nach der Gebühren-
ordnung vom 19. Aärz 1900 zu entschädigen. Dasselbe gilt für An-
staltsärzte (Gesch. O. § 181 in der Fassung der MWO. vom 19. Mai
1903, JMB. 41).
Gerichtsassistenzärzte. Jedem Landgerichte und in der Regel
auch jedem Amtsgerichte ist ein G. beigegeben. Er ist Vertreter des
Gerichtsarztes (s. d.), Sachverständiger, wenn zur Begutachtung 2 Arzte
zugezogen werden, und zugleich an dem ärztlichen Gefängnisdienste
beteiligt. Er wird vom Justizministerium angestellt und steht in bezug
auf den Gefängnisdienst unter dessen Aufsicht (Instr. vom 30. Juli 1836
S. 187 Il. StPO. 8 87, Gesch. O. 88 172 - 187)
Gerichtsbezirke. Das Verzeichnis der sächs. G. gibt VO. vom
28. Juli 1879 S. 235 mit Abänderungen in der Bek. vom 11. Juni
1883 S. 45 (Zittau, Reichenau, Strehla, Riesa, Oschatz, Großenhain,
Oberwiesenthal, Annaberg, Marienberg), 8. Juni 1891 S. 30 (Anna-
berg), 1. und 2. Febr. 1895 S. 9 (Olbernhau), 21. Mai 1895 S. 64
(Kammern für Handelssachen in Zwickau und Glauchaug, 13. Jan. 1896
S. 15 (Dresden), 24. Juli 1896 S. 126 (Pegau und Oberwiesenthah,
10. März 1898 S. 22 (Errichtung von Beichenau), 15. und 16. Mlärz
1898 S. 33, 34 (Errichtung von Lausigk), 20. und 21. April und
20. Sept. 1899 S. 107, 419 (Errichtung von Jöhstadt), 21. April
1901 S. 43 (Meißen und Lommatzsch), Ges. vom 23. und A#O. vom
24. April 1901 S. 67, 68 (Errichtung von Aue), BO. vom 20. Sept.
1902 S. 391 (Großenhain und Riesa). Abänderungen der Grenzen
eines Gemeindebezirks (s. d.), die zugleich Grenzen eines G. sind, ziehen
von selbst die Abänderung des letzteren nach sich; andere Abänderungen