108 Friebrich I., Barbarossa. 152—190. Höhepunkt der Stauferzeit. 68 155—157.
den König die Römer das Hoheitsrecht und die Kaiserkrone erkaufen lassen,
doch er zwang sie mit gewaffneter Hand und „gab ihnen Eisen statt des
Goldes“. Ihren Führer und Propheten, Arnold von Brescia, der in seine
Gewalt geraten war, lieferte er dann dem Papste aus, und der Stadt-
präfekt ließ ihn erhängen und den Leichnam verbrennen. In der Peters-
kirche empfing Friedrich im Jahre 1155, den 18. Juni, die Kaiserkrone; als
an demselben Tage auf der Tiberbrücke das römische Volk ihn wütend an-
fiel, rettete ihn der junge Heinrich der Löwe mit eigener Lebensgefahr.
Gleiche Treue begleitete ihn auf dem Rückwege: durch die Engpässe des Etsch-
zwales oberhalt Verona brach ihm das tapfere Schwert Ottos von Wittels-
ach Bahn.
5156. Nach der Rückkehr strafte er mit starker Hand die Landfriedens-
brecher und wachte über die Sicherheit im Reich. Vor allem aber fesselte
er den mächtigen Heinrich den Löwen noch enger an sich. In Regens-
burg, 1156, gab er diesem früheren Abmachungen gemäß auch sein Herzog-
tum Bayern zurück, indem er Heinrich Jasomirgott dadurch entschädigte,
daß er die bisherige Markgrafschaft Osterreich zu einem erblichen Herzog-
tum erhob und mit ganz besonderen Vorrechten begabte. Die welfische Macht
war somit wiederhergestellt; Heinrich der Löwe gebot über die beiden mäch-
tigsten Herzogtümer des Reiches und, wie es schien, nicht zum Nachteil des
Kaisers. Denn die strebende Thatkraft des jugendlichen Helden wählte sich
andere Bahnen. Er hatte schon damals, als Konrad III. seinen Kreuzzug
nach dem Morgenlande gemacht hatte, gegen die Heiden in seiner Nähe,
gegen die wendischen Stämme in Mecklenburg und Pommern, gestritten.
Und diese Länder waren auch jetzt sein Ziel: er eroberte und kolonisierte
Mecklenburg, indem er sächsischen Adel in das Land führte und sächsische
Dörfer gründete; er baute Lübeck von Grund auf neu und machte es bald
zur mächtigsten deutschen Stadt an der Ostsee: ein weites Gebiet, wie es
einst die sächsischen Kaiser der deutschen Khätigret aufgeschlossen, lag hier
vor ihm, auf welchem er mit seinem Nebenbuhler, dem ebenfalls gewaltigen
Albrecht dem Bären, wetteifern konnte. Denn so sang später in Nieder-
deutschland der Volksmund:
Kinril der Leuw und Albrecht der Bar,
artho Frederik mit dem roden Har,
Dat waren dree Heeren,
De kunden de Welt verkehren.
Friedrich störte ihn in diesen Unternehmungen nicht, denn sie waren ja zu-
gleich auch Erweiterungen seiner eigenen Macht; er erließ es ihm sogar, auf
den späteren Römerzügen ihn zu begleiten.
§ 157. Ein Streit mit dem Papst und die noch nicht geschlichtete Sache
der lombardischen Städte machten eine zweite Romfahrt nötig. Der Lapst
hatte mit einem zweideutigen lateinischen Wort das Kaisertum als sein cien
(beneficium) bezeichnet und hatte damit Kaiser und Fürsten beleidigt. t
glänzender Heerfahrt stieg der Kaiser diesmal über die Alpen, 1158, und
mit größerem Glanz als je zuvor hielt er, nachdem sich selbst Mailand ge-
dtg die roncalischen Tage. Hierher berief er von der eben damals
aufblühenden Rechtsschule zu Bologna die vier bedeutendsten Rechtsgelehrten,
die das alte römische Recht wieder dem Staube der Vergessenheit entzogen,
und ließ sie im Verein mit je zwei Vertretern von vierzehn italienischen Städten
eine Zusammenstellung aller Hoheitsrechte des Königs (Regalien) machen.