Heinxich VII. Ludwig der Baper. 1514 -1347. 88 217 - 219. 145
alle, nicht für diese oder jene Partei, so verbanden sich bald alle in ihren
selbstsüchtigen Hoffnungen Getäuschten gegen ihn; die furchtbare viermona-
tige Belagerung von Brescia zeigte, daß der alte Nationalhaß nicht er-
loschen sei; zuletzt fanden alle Gegner ihren leitenden Mittelpunkt in König
Robert von Neapel, dem Enkel jenes Karl von Anjou, der einst Konradin
gerichtet. Unterdessen war Heinrich nach Rom gekommen und hatte durch
Abgesandte des in Avignon weilenden Papstes die Kaiserkrone empfangen;
war darauf vor Florenz gezogen, ohne diese mächtige Stadt unterwerfen zu
können. Dann ächtete er von dem treuen Pisa aus den König Robert und
bereitete im Bunde mit Friedrich von Sicilien (§ 176) einen Feldzug zu
Wasser und zu Lande gegen ihn. Da gebot ihm der Papst, als willfähriges
Werkzeug des französischen Königs, Stillstand, ja drohte mit dem Bann,
wenn Heinrich zu gehorchen sich weigern sollte. Der Keiser ließ sich durch
solches Drohen nicht beirren; er war auf dem Marsche gegen Neapel, als
in Buon-Convento bei Siena ein heftiges Fieber seinem Leben ein frühes
Ende bereitete.) 1313. Zu Pisa ward er bestattet. Die Geschichte kennt
wenig so reine und edle Gestalten wie ihn; selbst der Neid seiner Feinde
hat keinen Flecken auf seinen Charakter geworfen. Dennoch liegt gerade in
dieser Hoheit seines Strebens und in seinem tragischen Ausgange der deut-
lichste Beweis, daß die Zeit des alten Kaisertums wie der mittelalterlichen
Ideen überhaupt unwiederbringlich dahin war.
5. Ludwig der LHayer. 1314—1347.
§ 218. Noch immer hielt sich das habsburgisch-österreichische Haus
für das nächstberechtigte zur deutschen Krone. An seiner Spitze standen da-
mals Friedrich der Schöne und Leopold, Söhne König Albrechts,
beides ritterliche Herren, Feinde städtischer und bäuerlicher Freiheit. Schon
dem Lützelburger Heinrich hatte Friedrich sich nur unmutig gefügt.
Jetzt war das von jenem gegründete Haus neben dem habsburgischen
emporgewachsen und drohte es sogar zu überflügeln. Da aber König Jo-
hann von Böhmen (5 216), der Sohn Heinrichs VII., erst ein 17 jähriger
Jüngling war, so durfte die lützelburgische Partei nicht hoffen, ihn auf den
Thron zu erheben. Sie wandte deshalb ihr Augenmerk auf das wittels-
bachische Haus, in welchem zwei Brüder, Pfalzgraf Rudolf zu Heidel-
berg und Herzog Ludwig zu München in Oberbayern seit lange schon feind-
lich sich gegenüberstanden. Letzterer war ein tüchtiger, ritterlicher Mann
und hatte erst kürzlich Friedrich dem Schönen von Osterreich — einst der
Freund seiner Jugend, jetzt sein erbitterter Feind — an der Spitze der
bayrischen Städte ein siegreiches Treffen bei Gamelsdorf, 1313, geliefert.
Auf ihn lenkte man die Wahl, und wirklich vereinten sich im Dom zu
Frankfurt auf ihn die Kurstimmen von Mainz, Trier, Böhmen, Sachsen-
Lauenburg und Brandenburg. Man bezeichnete ihn als Ludwig IV. von
Bayern, 1314—1347.
5 219. Aber am andern Ufer des Mains hatte sich Friedrich der
Schöne mit seinem Anhange eingefunden, unter welchem Pfalzgraf Rudolf,
Ludwigs eigner Bruder, der Hervorragendste war. Auch Friedrich hatte einige
Stimmen für sich, besonders aber den Kölner Erzbischof. Dieser salbte ihn,
*) Daß er an Gift gestorben, ist damals wohl vielfach behauptet, aber nicht zu be-
weisen versucht worden. Das Abendmahl, bei dessen Genuß er vergiftet sein soll, hat
er erst genommen, als die Arzte ihn schon aufgegeben hatten.
David Muller. Geschichte des deutschen Volkes. 12. Aufl. 10