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ward eifersüchtig auf die zu hoch steigende Macht des Freundes. Das erste
Zeichen der Ungnade war, daß er nicht dem Hause Friedrichs, sondern den
Wettinern den Kurkreis Wittenberg und die Kurwürde von Sachsen gab,
als hier die Linie der Askanier 1422 erlosch, (§ 261). Auch später hin-
derte Siegmund den Hohenzollern mannigfach, selbst in den Angelegenheiten
des Reiches, die dieser mit der alten Hingebung betrieb. Erst gegen Ende
der Regierung Siegmunds, als dieser längst nur noch für die Habsburger
strebte und arbeitete, kam eine kühle Aussöhnung zustande.
§ 276. Nach Siegmunds Tode durfte Friedrich, gestützt auf die blühende
Macht seines Hauses und seine Verdienste um das Reich, auf die Wahl zum
deutschen König rechnen. Zum ersten Male standen in Deutschland die Häuser
Hohenzollern und Habsburg im Streben nach der obersten Gewalt sich ent-
gegen. Wie und warum damals die Habsburger siegten, ist oben (§ 237)
gezeigt. Friedrich starb 1440 nach langem, arbeitsvollem Leben, welches
noch mehr dem Reich als seinem Brandenburg gegolten hatte. Er hatte
seine Länder geteilt; in den Marken folgte sein zweiter Sohn Friedrich II.
Eisenzahn 1440—1470 (nebst einem unbedeutenden jüngeren Bruder), in
den fränkischen Fürstentümern der ruhmlos gebliebene Teß= Sohn, Johann
der Alchimist, und Albrecht Achilles. — Friedrich II., fromm und fest,
stellte in den Marken Zucht und Ordnung völlig wieder her, erwarb die
Neumark, welche Siegmund dem deutschen Orden verpfändet hatte, zu
Brandenburg zurück und baute hier im Osten des Reiches einen festen deut-
schen Staat auf, welcher den während Kaiser Friedrichs III. schlaffer Re-
gierung weiter und weiter vordringenden Polen und Böhmen einen Damm
entgegenwarf. Auch brach er die trotzige Selbständigkeit der brandenburgischen
Städte, besonders die von Berlin-Cölln (5 195), 1443, wo er den nd
zum kurfürstlichen Residenzschloß legte. Albrecht Achilles, tapfer, beredt,
schlau, im Zweikampf nie, in der Schlacht selten besiegt, mit Narben an
Hand, Fuß, Gesicht und Hals ganz überdeckt, war einer der gewaltigsten
ürsten seiner Zeit. „Frisch angerannt ist halb gefochten“ war sein Wahl-
pruch. Rastlos tummelte er sich in den fränkischen Fehden, im Städtekrieg,
im Kampf gegen die Bayern und Pfälzer (Friedrich den Siegreichen § 248) un
diente nach des Vaters Beispiel unablässig dem Reiche und selbst einem un-
dankbaren Kaiser, obwohl er, vor der Wahl Friedrichs III., einst selber auf
die deutsche Krone gehofft hatte. Da alle seine Brüder, auch Friedrich, erb-
los starben, so vereinigte er alle hohenzollernschen Länder, die fränkischen
wie die brandenburgischen, 1470—1486. Als Kurfürst arbeitete er für
regelmäßige Reichstage, für eine Reichsverfassung und den Landfrieden. Für
die hohenzollernschen Lande, in denen er strenges Recht und feste Ordnung
pflegte, erließ er 1473 ein Hauegef etz, welches die Teilungen vehindern
sollte: dem ältesten Sohne übergab er die Marken, den beiden folgenden
Anspach und Baireuth. So wurden drei Linien begründet, die aber
keine weiteren Unterteilungen vornehmen sollten. — Auf der Höhe ihrer
Vorfahren, die über die Geschicke Deutschlands mit entschieden hatten, wußten
sich die Nachkommen nicht zu halten. Sie sanken, schon von Albrechts Sohne,
Johann Cicero 1486 bis 1499, an, zu zwar mächtigen, doch auf das
Reich nur noch wenig einwirkenden Territorialherren herab. Erst eine
später Zeit sollte neue Macht und Ehre auf den Namen der Hohengollern
gen.