Full text: Geschichte des deutschen Volkes.

186 Dle hohenzollern 95 275—276. 
ward eifersüchtig auf die zu hoch steigende Macht des Freundes. Das erste 
Zeichen der Ungnade war, daß er nicht dem Hause Friedrichs, sondern den 
Wettinern den Kurkreis Wittenberg und die Kurwürde von Sachsen gab, 
als hier die Linie der Askanier 1422 erlosch, (§ 261). Auch später hin- 
derte Siegmund den Hohenzollern mannigfach, selbst in den Angelegenheiten 
des Reiches, die dieser mit der alten Hingebung betrieb. Erst gegen Ende 
der Regierung Siegmunds, als dieser längst nur noch für die Habsburger 
strebte und arbeitete, kam eine kühle Aussöhnung zustande. 
§ 276. Nach Siegmunds Tode durfte Friedrich, gestützt auf die blühende 
Macht seines Hauses und seine Verdienste um das Reich, auf die Wahl zum 
deutschen König rechnen. Zum ersten Male standen in Deutschland die Häuser 
Hohenzollern und Habsburg im Streben nach der obersten Gewalt sich ent- 
gegen. Wie und warum damals die Habsburger siegten, ist oben (§ 237) 
gezeigt. Friedrich starb 1440 nach langem, arbeitsvollem Leben, welches 
noch mehr dem Reich als seinem Brandenburg gegolten hatte. Er hatte 
seine Länder geteilt; in den Marken folgte sein zweiter Sohn Friedrich II. 
Eisenzahn 1440—1470 (nebst einem unbedeutenden jüngeren Bruder), in 
den fränkischen Fürstentümern der ruhmlos gebliebene Teß= Sohn, Johann 
der Alchimist, und Albrecht Achilles. — Friedrich II., fromm und fest, 
stellte in den Marken Zucht und Ordnung völlig wieder her, erwarb die 
Neumark, welche Siegmund dem deutschen Orden verpfändet hatte, zu 
Brandenburg zurück und baute hier im Osten des Reiches einen festen deut- 
schen Staat auf, welcher den während Kaiser Friedrichs III. schlaffer Re- 
gierung weiter und weiter vordringenden Polen und Böhmen einen Damm 
entgegenwarf. Auch brach er die trotzige Selbständigkeit der brandenburgischen 
Städte, besonders die von Berlin-Cölln (5 195), 1443, wo er den nd 
zum kurfürstlichen Residenzschloß legte. Albrecht Achilles, tapfer, beredt, 
schlau, im Zweikampf nie, in der Schlacht selten besiegt, mit Narben an 
Hand, Fuß, Gesicht und Hals ganz überdeckt, war einer der gewaltigsten 
ürsten seiner Zeit. „Frisch angerannt ist halb gefochten“ war sein Wahl- 
pruch. Rastlos tummelte er sich in den fränkischen Fehden, im Städtekrieg, 
im Kampf gegen die Bayern und Pfälzer (Friedrich den Siegreichen § 248) un 
diente nach des Vaters Beispiel unablässig dem Reiche und selbst einem un- 
dankbaren Kaiser, obwohl er, vor der Wahl Friedrichs III., einst selber auf 
die deutsche Krone gehofft hatte. Da alle seine Brüder, auch Friedrich, erb- 
los starben, so vereinigte er alle hohenzollernschen Länder, die fränkischen 
wie die brandenburgischen, 1470—1486. Als Kurfürst arbeitete er für 
regelmäßige Reichstage, für eine Reichsverfassung und den Landfrieden. Für 
die hohenzollernschen Lande, in denen er strenges Recht und feste Ordnung 
pflegte, erließ er 1473 ein Hauegef etz, welches die Teilungen vehindern 
sollte: dem ältesten Sohne übergab er die Marken, den beiden folgenden 
Anspach und Baireuth. So wurden drei Linien begründet, die aber 
keine weiteren Unterteilungen vornehmen sollten. — Auf der Höhe ihrer 
Vorfahren, die über die Geschicke Deutschlands mit entschieden hatten, wußten 
sich die Nachkommen nicht zu halten. Sie sanken, schon von Albrechts Sohne, 
Johann Cicero 1486 bis 1499, an, zu zwar mächtigen, doch auf das 
Reich nur noch wenig einwirkenden Territorialherren herab. Erst eine 
später Zeit sollte neue Macht und Ehre auf den Namen der Hohengollern 
gen.
	        
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