Die habsburger. Der ssterreichische Krel## 55 277—278. 187
10. Bie Habsburger. Ner österreichische Kreis.
65 277. Der mächtige Alpenwall, der im Süden Deutschland von Welsch-
land trennt und im weiten Bogen auf die Ortlesspitze, den Brenner und
die Gipfel des hohen Tauern wie auf seine Säulen sich stützt, war schon
seit der Völkerwanderung von Stämmen deutscher Abkunft besetzt worden.
Selbst über diese Scheidewand hinaus, die Thäler des Eisack und der Rienz,
der Passer und Etsch hinab, erklang die deutsche Zunge, bis lsseianh
Bozen mit der mehr und mehr sich südlich gestaltenden Natur auch allmählich
die italienische Sprache und Volksart begann. Nördlich aber von diesem
Wall, im weiten Längenthal des Inn und seinen Nebenthälern, wohnt in
zahlreichen Dörfern und Gehöften, die oft bis an den Schnee der Alpen
emporsteigen, unvermischt und von fremder Sitte kaum berührt, ein Jäger-
und Hirtenvolk, abgehärtet, treu, tapfer und genügsam, in engsten Schranken
des ommens und des Glaubens, doch nicht ohne Sinn für vielgestaltigen
Erwerb, der sie oft zu weiter Wanderung in die Ferne lockt. Hier, wie
im Norden an der flachen Seeküste, hatte sich ein freier Bauernstand in
altgermanischem, selbständigem Gemeindeleben behauptet. Dem barrischen
Stamm ossen, sonderte sich der Tyroler doch bald spröde und stolz,
und es herrschte gegen den Nachbar eher Abneigung als Stammesfreund-
schaft. — Neben der meist freien Bauernschaft saßen reichbegüterte geistliche
He# und einige große adlige Familien. Aus der Zahl der letzteren heben
ch bald die Grafen von Tyrol heraus, genannt nach dem alten Römer-
schloß Teriolis (Tyrol) über Meran. Als dieses Geschlecht 1254 erloschen,
kamen die Tyroler Lande an Meinhart I. von Görz, den Vaker jenes
Meinhart II., dem Kaiser Rudolf von Habsburg für seine treue Hilfe
auch noch das Herzogtum Kärnthen verlieh (§ 207). Tyrol und Kärn-
then erbten so auf Meinharts Sohn Heinrich von Kärnthen (§ 216) und
durch diesen auf seine Tochter, die mehrfach erwähnte Margarete Maul-
tasch. Diese, nach ihrer Scheidung von ihrem ersten Gemah mit Ludwig
dem Altern von Bayern verheiratet (§ 268), hatte aus dieser Ehe nur
einen Sohn, Meinhart III. Derselbe war mit einer österreichischen Prinzessin
vermählt, starb aber ung und kinderlos, und Margarete trat nun, frugeren
Verträgen gemäß, die Grafschaft Tyrol an Osterreich ab, 1363. Dann
blieb das Land unter einem Seitenzweige der Habsburger, bis es 1493 unter
Kaiser Maximilian zum Ganzen der österreichischen Länder geschlagen wurde.
6#278. Vom hohen Tauern öffnen sich nach Osten hin die später sich
vereinenden Thäler der Mur und Drau, südlicher das Längenthal der Save.
Die schneebedeckten Alpenzüge, welche diese Thäler trennen und begleiten
finken in ihrer weiteren Fortsetzung zu sanften waldigen Hügelketten herunter,
und so verlaufen Flüsse und Thäler in die große ungarische Ebene, über
die Grenzen Deutschlands hinaus. Von dem offenen Osten war in diese
Thäler der Strom slavischer Volksart gedrungen, und dieselbe ist später von
der deutschen wohl durchsetzt, doch nicht völlig überwunden worden. Seit
Karl dem Großen Ei 76. 82) und wieder seit den Ottonen bestanden
hier Marken mit wechselnden Benennungen und Grenzen (§ 109). Aus
ihnen hebt sich früh (§ 115) ein Herzogtum Kärnthen hervor. Doch
scheidet sich bald wieder das Land nördlich des kärnthnisch-steierischen Alpen-
zuges als Herzogtum Steiermark von diesem ab, während der Name
Kärnthen dem Drauthale verbleibt und sich südlich wieder gegen Krain Am
oberen Savethale und am Karst) abgrenzt (6130). Zwischen diesen weltlichen Ge-