468 Eroͤffnung des Rrleges gegen das Matserreich. 88 754—f56.
Um aber doch den Parisern einen ersten Triumph berichten zu können, ließ
Napoleon am 2. August einen Agrif auf Saarbrücken machen, das
Oberstlieutenant v. Pestel mit 3 Eskadrons und 1 Bataillon bis dahin so
kunstvoll behauptet, daß es den Anschein geboten, als sei es von starken
Truppenabteilungen besetzt. Natürlich zog sich diese Abteilung vor der
amückenden Ubermacht zurück, und nun konnte Napoleon wirklich von dieser
Schlacht“, in welcher sein Sohn die Feuertause erhalten, mit Pomp nach
Paris und an die Kaiserin berichten. In der That aber war man un-
schlüssig, ob man Mac Mahon an die Armee von Metz, oder diese umgekehrt
noch gegen den Rhein ziehen sollte. Als aber die Truppen in letzterer Nichtung
vorzugehen begannen, erkannte man deutscherseits, daß der Moment des lang-
vorausberechneten Angriffs in der Richtung rheinaufwärts gekommen sei.
& 755. Am 4. August 1870 überschritt der Kronprinz von Preußen
mit der III. Armee von Landau und Germersheim her die Grenze und griff
die zu Mac Mahons Armee (5 752) gehörende Division Abel Douay bei
Weißenburg an. Es entspann sich um die noch mit alten Mauern umgebene
Stadt und namentlich um den dahinter liegenden Geißberg ein äußerst
erbitterter Kampf, in welchem die Franzosen zum Weichen, zum Teil zur
Ergebung in dem festen Gehöfte genötigt wurden. Schon dieser erste Zu-
sammenstoß, in welchem auch der französische Führer fiel, hatte blutige
Opfer gekostet; die herrliche Frucht aber dieses ersten Sieges war die frohe
Zuversicht auf das Gelingen der guten Sache, die sich im Heer und in
anz Deutschland verbreitete, und die mit Blut befiegelte Waffengemein-
in welcher hier Bayern und Preußen mit gleichem Eifer und Er-
g gerungen.
* 756. Mac Mahon sammelte nun in Eile sein Corps, und was
er sonst von französischen Truppen heranzuziehen vermochte. Mit etwa
45000 Mann nahm er 2½ Meile südlich von Weißenburg eine Stellung
vor den Pässen des Wasgenwaldes westlich von der großen Straße auf
Straßburg, welcher das deutsche Heer folgte, bei Wörth ein. Die Armee
des Kronprinzen ließ ihm nicht die Zeit, seine Kräfte alle zu sammeln.
Durch den Kampfeseifer der Truppen kam es schon am 6. August zur-
Schlacht, welche die oberste Heeresleitung erst für den folgenden Tag ge-
plant hatte. Das Vorgehen der preußischen Vortruppen veranlaßte einen
Kampf, der bald nicht mehr ohne große Nachteile abzubrechen war, und
nun griff die ganze Armee des Kronprinzen den Feind an. Schnell besetzten
die Echlesier und Posener den Flecken Wörth, ihre Waffenbrüder über-
schritten das tief eingeschnittene Thal und den dasselbe durchfließenden Bach
und begannen den Sturm auf die französische Schlachtlinie, die sich über die
Dörfer Fröschweiler und Elsaßhausen auf Morsbrunn zog. Der Sturm
auf die Höhen, namentlich die von Turkos und Zuaven dicht besetzten
Weinberge, war ein heißes und blutiges Werk; als aber zuletzt von der
linken Seite her die Thüringer, Hessen und Nassauer, dann die Württem-
berger und Badener, von rechts her die Bayern die Schlachtlinie des
Friwwes fast überflügelt hatten, entschloß sich Mac Maen zum Rückzuge.
ieser artete bald in wilde Flucht aus. Ein Teil der französischen Armee
war nach Süden abgesprengt und kam abends voller Schreck und Verwirrung
auf Eisenbahnzügen in Straßburg an; die anderen Massen drängten sich
über Reichshofen und Niederbronn durch die Pässe des Wasgenwaldes, ohne
daß Mac Mahon imstande war, sie diesseits des Gebirges in militärischer
Ordnung wieder zu sammeln.