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die Schlacht eine gewisse Ahnlichkeit mit der von Königgrätz. Auch darin
glich sie ihr, daß ein Thalrand genommen werden mußte, hinter dem eine
durch Befestigungen fast 1nangreifbare Verteidigungslinie stand; ebenso darin,
daß die Entscheidung durch den von Norden her eintreffenden Angriff ab-
ewartet werden mußte. Denn die I. Armee konnte jenseits der Mance-
chlucht nur wenig Boden gewinnen. Erst als kurz vor vier Uhr die
Garden und die Sachsen das Dorf Marie aux Chenes genommen ette
und die ersteren von hier aus um 5¼ Uhr den Sturm auf den Schlüssel
der feindlichen Stellung, auf St. Privat, begannen, kam es zur Entscheidung.
So furchtbar aber waren die Verluste der über das offene Feld gegen das
festungsähnliche Dorf anstürmenden Truppen, daß sie einhalten mußten, bis
in weitem Bogen genaht, nun vom Norden her auch die Umgehungstruppen,
die Sachsen, eintrafen und mit den Garden gemeinsam in der Dunkelheit
auf das Dorf stürmten und Canroberts Corps in vollständiger Flucht zurück-
trieben. Gleichzeitig machte mit einem Teil der Garde dann auch das
9. Armeeeorps einen siegreichen Vorstoß gegen Amanvillers, und eben kam,
erade als die Franzosen gegen die von dem langen Kampfe ermattete
Armee einen Vorstoß unternahmen, mit unglaublicher Anstrengung von
Pont à Mousson über Gorze das pommersche Armeecorps an, das, kurz
zuvor erst aus Deutschland angelangt, hier zum ersten Male in diesem Feld-
zuge vor dem Feinde stand, zum Teil einen 16—18 stündigen Tagesmarsch
bis auf das Schlachtfeld zurückgelegt hatte und nun „sestgeschlossene Leute,
vorwärts, Mann bei Mann“" über die schmale Chaussee durch die tiefe
Schlucht von Mance vorging, mit kühnem Hurrahl! aus allen Kehlen — bis
das Corps drüben festen Fuß gefaßt und sich die Nacht hindurch in der
genommenen Stellung behauptete. — An 20000 Verwundete und Tote hatte
der schwere Tag gekostet; die Franzosen, die in ihren gedeckten Stellungen
gestanden, berechneten gleichwohl auch ihren Verlust auf mehr als 12000.—
Aber der große Erfolg des Tages war, daß die beste Heereskraft des Feindes
nun besiegt und gelähmt war.
¾∆ 763. Bazaine nahm während der Nacht seine Truppen auf Metz
zurück, und der Plan, nach Westen zu entkommen, mußte aufgegeben werden.
Nur Napoleon selbst hatte am Morgen des 16. noch rechtzeitig die Rhein-
armee verlassen und sich zu Mac Mahon begeben. Bei der deutschen Armee
wurden sofort die Anstalten getroffen, Metz mit dem darin eingeschlossenen
Leer- von nahezu 200000 Mann zu belagern. Es blieb der größte
eil der II. samt der I. Armee, dazu einige neu gebildete Truppenteile unter
dem Befehle des Prinzen Friedrich Karl zu dieser Aufgabe vor Metz
zurück, etwa 160000 Mann. Hinsichtlich der übrigen Truppen ward der
kühne Gedanke festgehalten, sie direkt auf die feindliche Hauptstadt vor-
wärts zu führen und die ihnen in den Weg tretenden Feinde nieder-
zuwerfen. Aus den vor Metz nicht zur Verwendung kommenden drei
Corps der II. Armee, der Garde und den Sachsen (aus dem Koönigreich
und der Provinz) wurde eine neue, die IV. oder die Maasarmee ge-
bildet und dieselbe unter die Führung des Kronprinzen Albert von
Sachsen gestellt; sie sollte in Verbindung mit der III. Armee, der des
Kronprinzen von Preußen, auf Paris weiter marschieren. Schon reichten
beide Armeen sich die Hand, als im Hauptquartier der III. Armee von
den Vortruppen die Nachricht einging, daß man das Lager der Franzosen
in Chalons, wo man auf en Widerstand gerechnet, verlassen vorge-
funden habe, und daß Mac Mahon auf Reims abgezogen sei. So hatte