Metz und Seban. 8§ 765—765. 475
der Feind den Weg auf Paris freigegeben, um ein kühnes Manöver aus-
zuführen, wie es in Paris der Kriegsminister Graf Palikao ersonnen, und
die Kaiserin Eugenie es lebbast ihrem Gemahl empfohlen hatte. Keiser
Napoleon nämiich hatte, sobald das Schlachtenglück ihn verlassen, nur noch
Hohn und Verachtung bei seinem Volke erfahren: den man als Sieger, als
Eroberer des Rheines würde versöttern haben, ihn verdammte jetzt die
Stimme seines eigenen Volkes. Nach Paris, wo bereits aus Furcht vor
einer Volkserhebung der Belagerungszustand erklärt worden war, wo das
Ministerium Ollivier und Gramont zurückgetreten, die Regierung in die
Hände des Grafen Palikao gelegt worden war, wagte er nicht zurückzukehren;
und so ergriff er, gebrochen und willenlos, trotz Mac Mahons Abmahnung,
den gewagten Plan, diesen mit dem noch vorhandenen, notdürftig wieder
organisierten Heere längs der belgischen Grenze südöstlich gegen Metz vor-
gehen zu lassen, um die Armee Bazaines zu entsetzen und mit ihr verbunden
gegen die Deutschen sich zu wenden.
764. Sowie man im Hauptguartier der III. Armee, zu der sich nun
auch der König mit seinem Generalstabe begeben hatte, diese Absicht inne
ward, ward deutscherseits der kaum minder gewagte, aber besser überlegte
Plan gefaßt, rechts nach Norden einzuschwenken und diese Verbindung zu
bndern Da hierbei die III. Armee die größere Entfernung zu überwinden
atte, so ward die IV. dazu ersehen, zuerst dem Feinde entgegenzutreten.
Und weil Mac Mahon mit seinem, in der Disciplin schon bedenklich ge-
lockerten Heere nur langsam vorrückte, so ereilte ihn die IV. Armee noch an
der Maas, ehe er sich Metz noch mehr nähern konnte. Bei ihm befand sich
der Kaiser Napoleon, befanden sich alle noch kampffähigen Corps. Über
Reims und Rethel war er herangezogen, aber in weitem Bogen eines
Kreises, auf dessen kürzerem Radius, im allgemeinen der Maas folgend, sich
die beiden deutschen Armeen bewegten. Schon am 29. August traf bei
Nouart die IV. Armee auf den Feind; am 30. warf der Kronprinz von
Sachsen die Franzosen in der Schlacht bei Beaumont zurück und nötigte
sie, hinter der Maas, die er verfolgend bald selbst überschritt, Sicherheit zu
suchen. Nun nahte auch die III. Armee, die auf dem linken Ufer der Maas
sich hielt und dem Feinde den Rückweg nach Paris verlegte, während die
IV. sein Vorrücken auf Metz hinderte; im Rücken der Franzosen lag die
belgische Grenze. So von allen Seiten bedrängt, wagte Mac Mahon einen
letzten Kampf bei der kleinen Festung Sedan an der Maas. Schon galt
es für die Deutschen nicht bloß Sieg zu erringen, sondern auch den Fran-
zosen die Möglichkeit eines Entkommens nach Westen oder auf den neutralen
Boden Belgiens abzuschneiden.
*5 765. Und nun ward unter des Königs eigener Leitung, 1. September
1870, die Schlacht von Sedan geschlagen, wie in ihren Erfolgen glorreicher
die deutsche Geschichte keine andere aufzuweisen hat. Ein Teil der III. Armee
war schon am 31. August oberhalb Sedan über die Maas gegangen und
schloß sich im Vorrücken der IV. Armee an. Die beiden baprschen Corps
faßten den Feind von Süden her, bei dem dicht vor Sedan belegenen
Dorfe Bazeilles, das durch die Wut der Kämpfenden in einen Trümmer=
* verwandelt wurde; rechts von ihnen umfaßte die IV. Armee, gleich-
am der rechte Arm des Heeres, den Feind von Osten her; und den
linken Arm bildeten die noch übrigen Corps der III. Armee, die bei
Donchery über die Maas gegangen waren und von Westen her allmählich
im Bogen gegen Norden sich herumzogen, bis sie den Garden die Hand