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Division (22.) nebst mehreren Kavallerie-Divisionen beigegeben waren, nach
Süden vorgesandt, mit dem Auftrage, über Etampes bis Orléans die Ge-
gend zu klären. Er traf nördlich von Orléans auf starke Truppenanhäu-
fungen, die er aber mutig angriff und in den Gefechten bei Artenay und
Orléans, 10. und 11. Oktober, zerstreute, so daß er Orléans besetzen
konnte. Eine weitere Verfolgung nach Süden schien, bei der sich mehren-
den Zahl der Gegner und bei der Stimmung des Landes, nicht ratsam.
v. d. Tann erhielt deshalb Befehl, mit seinem bayrischen Corps nur Orléans
zu behaupten; die von ihm rückwärts wieder gegen Paris sich ziehende
22. Division hatte am 18. Oktober Chateaudun in erbittertem Straßen-
kampfe genommen, dagegen in Chartres keinen Widerstand gefunden und
diese Stadt zu einem der Stützpunkte für die Deutschen gemacht. Noch
hielt man im Westen den Kreis bis zur Eure, im Süden bis zur
Loire, im Norden das Land bis Beauvais, Compiègne, Soissons vom
Feinde frei.
§ 773. Um diese Zeit fiel Metz. Noch einmal schien es, da auch diese
Hoffnung der Franzosen gesunken, als ob sie unter der Einwirkung gemäßigter
Stimmen wie Thiers', Jules Favres, ernstliche Unterhandlungen mit der
deutschen Regierung anknüpfen wollten. Aber Gambetta hetzte unermühdlich
zum Kriege weiter, und wie niederbeugend auch anfangs jener schwere
Schlag wirkte, Bazaine ward nun als ein Verräter ausgeschrieen, und von
Paris und dem Lande der Widerstand fortgesetzt. Schon ehe Metz gefallen,
hatten die vor ihm liegenden deutschen Corps üre weitere Bestimmung
empfangen. Die I. Armee, nunmehr unter den Oberbefehl des Generals
Manteuffel gestellt, aus zwei Corps und einer Kavallerie-Division be-
stehend, im ganzen 38000 Mann an Infanterie, 4400 Mann an Kavallerie
und 180 Kanonen stark, bekam die Aufsabe, die Belagerungsarmee von
Laris gegen Norden zu decken. Die Armee unter Prinz Friedrich
Bcl erhielt die Richtung gegen die Loire hin, um gegen Süden einen
Schirm zu bilden. Sie zog in der Stärke von drei Corps in breiter Front
südwestlich durch Frankreich; ein Corps war teils zur Escorte der Gefangenen
und zur Besetzung von Metz bei dieser Festung zurückgelassen, teils wurde
ihm die Belagerung von Thionville, Montmédy (Verdun war schon am
9. November in deutsche Hände gefallen) übertragen, das pommersche Corps
wurde nach Paris gezogen. — Es war hohe Zeit, daß Met fiel, und die deutschen
Truppen von hier aus ihren Brüdern zu Hilfe eilten. Denn schon regte
sich von allen Seiten der Feind. Ungeheure Massen, eben von ihren Friedens-
geschäften weggerufen, zusammengeballt und von englischen und amerikanischen
Händlern mit Waffen versehen, begannen sich zu sammeln und erhielten
einen militärischen Kern in den Resten der noch vorhandenen geordneten
Truppen, Seesoldaten, Förster, Gensdarmen, Feuerwehren 2c. So begann
in Frankreich das Land seinen Krieg zum Schutze der Hauptstadt.
13. Erste Entsetzungsversuche durch die französischen Heere.
§ 774. Der erste Versuch einer Entsetzung von Paris durch die
in den Provinzen gebildeten Perre begann. Im Norden zeigte sich eine
Armee unter General Bourbaki und trat über die untere Seine mit einer
Westarmee, die auch bei Chartres sich bemerkbar machte, in Verbindung. An
diese schloß sich die Loirearmee unter General d'Aurelle de Paladines,
während im Osten der alte italienische Schwärmer Garibaldi sein Wesen
trieb, der sich vom Namen der Republik bethören ließ und herbeigeeilt war,