Full text: Geschichte des deutschen Volkes.

Erste Cntsetzungeversuche durch die französischen Deere. 9§ 778— 780. 481 
von allen Forts an; unter diesem Feuer konzentrierte sich das Ausfallsheer, 
das diesmal, 30. November — 4. Dezember, unter General Ducrot sich 
auf Villiers (Brie und Champigny) an der Marne richtete, wo die 
Württemberger standen, die aber bereits von der IV. wie III. Armee, 
durch Sachsen und Pommern verstärkt waren. Nach hartnäckigem, für die 
Franzosen wie Deutschen sehr verlustreichen Kämpfen, — Ehrentagen nament- 
lich der Württemberger und Sachsen — gaben die Franzosen ihren Ge- 
danken, hier durchzubrechen, um so eher auf, als man inzwischen in Paris 
die Niederlagen der Loirearmee mußte erfahren haben. 
5 779. So trat eine verhältnißmäßige Ruhe ein, nur die II. Armee 
suchte von Orléans aus den Feind noch bis zur völligen Zerstreuung zu 
verfolgen und einen möglichst weiten Kreis um Orléans her zu klären. 
Südlich und östlich traf man auf keinen Feind, nur die Armeeabteilung des 
Großherzogs von Mecklenburg, welche die Loire hinab auf Tours rückte, traf 
auf überlegene Kräfte, da zu den von Orléans hierher zurückgegangenen 
Corps frische Truppen unter General Chanzy gezogen worden waren. So 
entspann sich hier vie viertägige Schlacht von Beaugency (Meung, Marchenoir), 
7.— 10. Dezember, die erst am 11. Dezember durch das Eingreifen zweier 
Corps der II. Armee entschieden ward. Chanzy, den der Diktator Gambetta 
an die Stelle von d'Aurelle de Paladines gesetzt, wich auf Le Mans zurück. 
Um die Mitte des Dezember trat deshalb auch auf diesem am meisten ge- 
fährdeten Kriegsschauplatz eine kurze Ruhe ein. Es ward klar, daß sich die 
bisherige Loirearmee geteilt hatte, der eine Teil mit der Westarmee ver- 
bunden unter Chanzys Befehle bei Le Mans sich wieder herzustellen suchte, 
der andere unter Bo urbaki eine neue Armee bildete, deren Ziel sich bis 
dahin noch nicht klar herausstellte. Da es nicht im Plane der deutschen 
Heerführung liegen konnte, möglichst viele Städte und Provinzen des 
des zu besetzen und so die Kräfte zu zersplittern, sondern nur für die 
elagerungsarmee vor Paris einen möglichst freien Kreis zu schaffen und 
jeden Versuch eines Entsatzes zurückzuweisen, so erging vom Hauptquartier 
des Königs an die verschiedenen Armeen der Befehl, daß die I. Armee im 
Norden, bei Beauvais, sich zu sammeln und NRouen, Amiens und St. Ouentin 
besetzt zu halten habe; die II. Armee bei Orléans, mit Festhaltung von 
Gien und Blois, und die Armeeabteilung des Großherzogs bei Chartres 
und Dreux stehen bleiben sollte. — Zur Verbindung mit dem Werderschen 
Corps diente das in Metz zurückgelassene (§ 773) des Generals v. Zastrow, 
das dort bald durch andere Truppen ersetzt und gegen die obere Seine und 
VBonne gerichtet worden war. 
8 780. Werder stand Anfangs Dezember noch in Dijon, das er gleich 
bei seinem ersten Vormarsche vom Elsaß aus besetzt hatte; seine Aufgabe 
war, Belfort zu belagern, vor allem aber die im Südosten Frankreichs, 
namentlich vom Stützpunkte des Widerstandes bei Lyon aus, sich bilpenden 
Heereskräfte zu beobachten. Als diese ein Vorgehen versuchten, sandte er 
ihnen den General v. Glümer mit der badischen Division entgegen, die den 
General Crémer bei Nuits, 18. Dezember schlug. — Da man aber hörte, 
daß Garibaldi in Autun an 20000 Mann unter seinem Befehl sammle und 
Crémer eine ungefähr eben so starke Zahl kommandiere, und das Gerücht 
sich erhielt, daß die ganze Armee Bourbakis (obwohl sie damals noch bei 
Bourges und Nevers in ihrer Reorganisation begriffen war) sich nach Osten 
wenden werde, so hielt es Werder im Einverständnis mit dem Oberkommando 
in Versailles für geraten, seine sehr vorgeschobene Stellung bei Dijon auf- 
David Müller. Geschichte des deutschen Volkes. 12. Aufl. 31
	        
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