Die herstellung des beutschen Raisertums. § 790. 489
Weiteren Ausdruck gab diesem einmütigen Verlangen am Neujahrstage 1871
in einem Trinkspruch an den königlichen Heerführer der Großherzo
riedrich von Baden; er wies auf die Erfüllung eines Wort Friedri
ilhelms IV. hin: eine Kaiserkrone könne nur auf dem Schlachtfelde er-
rungen werden — dieser Moment sei nun da. Da unterdessen die Zustim-
mung auch der süddeutschen Volksvertretungen eingegangen war, so ward der
18. Januar 1871, der Gedenktag einst der preußischen Königskrönung
465), festgesetzt zur feierlichen Proklamation der Annahme der deutschen
Kaiserkrone, die erblich verbunden sein sollte mit der preußischen Königs-
würde; ein Armeebefehl dankte an demselben Tage dem Heere, dessen Tapfer-
keit das Werk der deutschen Einung vollbracht hatte. Ein erster allge-
meiner deutscher Reichstag ward nach Berlin berufen, 21. März 1871,
den der Kaiser, nach seiner Rühkehr vom Kriegsschauplatze, mit einer Rede
eröffnete, die den Dank aussprach begen Gott, der alles zu so wunderbar
errlichem Ende geführt, und, nachdem die Abgeordneten auf das bevor-
ehende Werk der auf das ganze Deutschland auszudehnenden Bundesver-
fassung hingewiesen, mit den Worten schloß: „Möge die Wiederherstellung
des deutschen Reiches für die deutsche Nation auch nach innen das Wahr-
zeichen neuer Größe sein; möge dem deutschen Reichskriege, den wir so
ruhmreich geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfrieden folgen, und
möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich
in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen.
Das walte Gott!"“