Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

96 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
  
  
beabsichtige ich die endgültige Feststellung des Gesamtplanes, nötigenfalls 
unter Zuhilfenahme kommissarischer Beratungen, derart zu fördern, daß 
sie in kürzester Frist beendet sein und die praktische Ausführung ohne 
Verzug in die Wege geleitet werden kann.“ 
Die O. H. L. teilte den Optimismus des Schlußsatzes nicht. Die 
bureaukratische Behandlung, wo sie Taten verlangt hatte, wirkte wie 
Hohn. 
Der seit 1916 beschrittene Weg, eine Führung auf dem Gebiet der 
Presse und der Aufklärung durch die zuständige Stelle zu erreichen, hatte 
endgültig zu keinem Erfolg geführt. 
  
Von der eigenen Verantwortung war die O. H. L. darum nicht ent- 
bunden. Diese hatte ihr eigenes Handeln unterdes bestimmt. 
Generalfeldmarschall v. Hindenburg hatte für die Presse großes In- 
teresse und würdigte ihre Bedeutung im Kriege. Er erkannte ihre Ver- 
dienste und ihre durch die mangelhafte politische Führung entstandene 
schwierige Lage an. Ihr Versagen empfand er schmerzlich. Leichtfertige 
Verstöße gegen die Interessen der Kriegführung tadelte er scharf. Das zag- 
hafte Auftreten der Behörden in der Heimat gegen schädliche Blätter ver- 
stand er ebensowenig wie den Verzicht auf die Führung der weit über- 
wiegenden Mehrzahl derjenigen Blätter, die bereit waren, zur siegreichen 
Beendigung des Krieges beizutragen. Er, wie General Ludendorff hielten 
sich dabei frei von Parteilichkeit. General Ludendorff verlangte, nachdem 
seine erste Hoffnung auf Lösung der Aufgabe durch die Reichsregierung 
enttäuscht war, tatkräftiges Handeln wenigstens auf dem Gebiet des eige- 
nen Pressedienstes. 
Er forderte, durch ihn schnell, kurz und umfassend über die Haltung 
der Presse unterrichtet zu werden, Aufmerksamkeit auf der Kriegführung 
drohende Gefahren und rechtzeitige Vorschläge für ihre Abwendung. Die 
größte Gefahr sah er in ungünstigem Einfluß der Presse auf die Kampf- 
kraft der Truppen und in weiterem Umfang auf den Kriegswillen der Hei- 
mat. Einen Unterschied in der Bewertung für Heimat und Heer erkannte 
er nicht an, beides erachtete er als eins. Er legte Wert darauf, daß das 
Kriegspresseamt Einfluß weiter mehr durch Aufklärung, als durch die Zen- 
fur suchte. Er wünschte möglichst wenige, aber wohl überlegte Anordnun- 
gen für die Zenfsur, forderte dann jedoch ihre strenge Durchführung. Durch 
die Beschäftigung mit politischen Fragen, die seine Stellung ihm auferlegte, 
wünschte er nicht in die öffentliche politische Erörterung gezogen zu werden. 
Er verlangte ein Einschreiten, wo dies geschah, und mußte bei politischen 
Behörden mehrfach in dieser Richtung vorstellig werden. Er war der 
Ansicht, daß er den Standpunkt der H. H. L. zu politischen Fragen nur
	        
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