Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

100 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
von ihr ausgehenden Anordnungen. Sie empfahl erneut, dies durch Zu- 
sammenarbeiten mit der Presse zu erreichen, und äußerte bei der bisheri- 
gen Haltung der Presse die Hoffnung, daß dies möglich sei. Nur gegen die 
vereinzelten Blätter, die bewußt und mit Absicht die Kriegführung 
schädigten, verlangte sie rücksichtsloses Eingreifen der Zensur. Sie wies 
darauf hin, daß die Presse sämtlicher Parteirichtungen auf gleichmäßige 
Behandlung berechtigten Anspruch habe. Sie empfahl, die durch die Ober- 
zensurstelle übermittelten Weisungen politischer Behörden nach denselben 
Grundsätzen zu behandlen. 
Die Ende November 1916 freigegebene Erörterung der Kriegsziele 
erweiterte das Grenzgebiet zwischen militärischen und politischen Fragen 
erheblich. Dennoch hielt die O. H. L. sie für geboten; denn das Verbot 
wurde tatsächlich schon, und zwar fast ausschließlich von Blättern extremer 
Richtung, durchbrochen. Die Erörterung der Kriegsziele bildete zudem 
Gegenstand der Reichstagsverhandlungen und ihrer Besprechung durch die 
Presse. Auch erhoffte die O. H. L. ein führendes Eingreifen in die Er- 
örterung durch die Reichsregierung und damit eine Führung der öffent- 
lichen Meinung durch die verantwortliche Stelle. Reichsregierung und 
Auswärtiges Amt stimmten zu. Verboten blieb nur jede verhetzende Be- 
kämpfung der Ansichten Andersdenkender oder ihrer Beweggründe, jede 
Betrachtungsweise, dle auf eine Beeinflussung der militärischen Krieg- 
führung hinauslief und jede Störung des Verhältnisses zu unseren Ver- 
bündeten und zu den Neutralen. 
Mit rein negativer Behandlung gerade der Kriegsziele war den In- 
teressen der Kriegführung nicht gedient. Ihre Erörterung war nicht zu 
verhindern, aber in die für die Kriegführung nützlichen Bahnen zu leiten. 
Dies galt auch für die Behandlung, die sie in der Presse der Ver- 
bündeten erfuhren. Die k. u. k. Heeresleitung bezeichnete es als dringend 
notwendig, die militärpolitischen Fragen betreffend das neue Polen nach 
einheitlichen Gesichtspunkten zu behandeln und Reibungsflächen für die 
Kriegführung zu mildern. Rumänien bot Reibungsflächen mit Bulgarien 
und Österreich-Ungarn, der Balkan solche zwischen Österreich-Ungarn, Bul- 
garien und der Türkei. Kriegführung und die Heere der Verbündeten 
blieben von den Erörterungen nicht unberührt, die die Presse der einzelnen 
Länder anstellte. Die deutsche Presse hatte dabei die hervorragendste Rolle. 
Es ist schon ausgeführt, daß die verbündeten Heeresleitungen sich im Jahre 
1917 an die deutsche wandten, diesen zersplitternden Tendenzen entgegen- 
zuwirken. 
General Ludendorff hatte schon Anfang 1917 befohlen, den mili- 
tärischen Forderungen auch beim politischen Pressedienst der Verbündeten 
Anerkennung zu verschaffen. Der Pressedienst der O. H. L. suchte Ver-
	        
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