Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 103
litische Reichsleitung ohne Folgen blieb, erkalteten die hergestellten, anfangs
sehr engen Beziehungen.
Die türkische O. H. L. hatte in dem Oberstleutnant Seify Bey zwar
einen eigenen militärischen Pressechef. Militärisches und Politisches war
in der Türkei aber eng verwachsen, der militärische Pressedienst dem poli-
tischen daher in der Tat völlig untergeordnet, ein Zustand, der von Nutzen
war, wenn die Politik mit der unseren zusammenging und dadurch die mili-
tärischen Wünsche auf Einheitlichkeit erfüllt wurden. Angesichts der vom
Botschafter v. Kühlmann angestrebten und offensichtlich erfolgreichen poli-
tischen Zusammenarbeit mit der türkischen Presse wurde daher auf eine un-
mittelbare Arbeit mit dem militärischen Pressedienst in der Türkei weniger
Wert gelegt.
Der Generalfeldmarschall und General Ludendorff stellten sich per-
sönlich der schließlich vom Auswärtigen Amt zu Beginn des letzten Kriegs-
jahres eingeleiteten Aufnahme engerer Beziehungen zur Presse der Ver-
bündeten zur Verfügung, indem sie dem Wunsch entsprachen, die einge-
ladenen größeren Vertretergruppen im Gr. H. Qu. zu empfangen. Der
hierbei gewonnene Eindruck war ein sehr guter. Er bestärkte die Auf-
fassung, daß die gemeinsame Kriegführung durch frühere und tatkräftigere
Würdigung der Presse der Verbündeten durch die politische Reichsleitung
wesentlich besser hätte gefördert werden können, und führte zu einem ver-
stärkten Druck der O. H. L. in dieser Richtung.
Die gegen die Monarchie, besonders gegen den deutschen Kaiser ge-
richtete feindliche Propaganda nahm zu, je mehr der Eintritt Amerikas in
den Krieg herannahte. Die O. H. L. hatte die Reichsregierung frühzeitig
aufmerksam gemacht, welche Gefahr damit für die auf monarchischer
Grundlage beruhende Führung der Heere der Mittemächte entstand. Gleich-
zeitig mit der amerikanischen Kriegserklärung wurde bei der Abteilung
III B eine besondere Stelle geschaffen, die alles bekanntwerdende Material
über die antimonarchische Propaganda zu sammeln hatte. Es floß ihr
reichlich aus der Auslandspresse, aus Drucksachen und Schmähschriften,
aus Illustrationen und Schmähbildern zu. Aus dem Inland stammendes
Material bewies, daß die feindliche Propaganda dort bereits Boden ge-
funden hatte und gefördert wurde. Das Material wurde den für die Ab-
wehr verantwortlichen Heimatbehörden in etwa vierzehntägigen Zu-
sammenstellungen übermittelt. Späterhin ging die Aufgabe der Sammlung
und Übermittlung auf das Kriegspresseamt über.
Die O. H. L. pflegte den monarchischen Gedanken beim Feldheer durch
die Armeezeitungen und später durch den vaterländischen Unterricht. Sie
regte auch die Heimatpresse bei besonderen Anlässen durch das Kriegs-