Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

108 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
des Generalstabs zu. Der Admiralstab ließ über die Kriegslage zur See, 
das Kriegsamt über die Rohstoff= und Wirtschaftslage, das Kriegsernäh- 
rungsamt über die Ernährungslage sprechen. So ergriffen alle am Kriege 
unmittelbar beteiligten Behörden gern die Gelegenheit, über ihr Arbeits- 
gebiet zu einem erweiterten Kreis der deutschen Presse zu sprechen. Nur 
die Reichsregierung blieb aus. Sie überließ es jedem einzelnen Ressort, die 
Möglichkeit des Durchhaltens darzulegen. Auch das Auswärtige Amt ver- 
zichtete auf diese Gelegenheit, das öffentliche Verständnis für unsere außen- 
politische Lage zu fördern. Es ließ nur über die Presse im Ausland 
sprechen, aber nichts von der Politik, ihren Zielen oder ihrer Lage. 
Zu einer Debatte sollten und konnten die Bezirkspressebesprechungen 
nicht führen. Sie haben das Bedürfnis nach Aufklärung bei der Presse 
sicherlich immer noch unvollkommen erfüllt. Sie erwiesen, in wie hohem 
Maße es vorlag, und ließen zugleich den festen Willen des weitaus über- 
wiegenden Teiles der deutschen Presse erkennen, dem Heer in der Über- 
windung des feindlichen Vernichtungswillens zu helfen und sich der 
nationalen Pflicht auch unter den schwersten Einschränkungen, die der Krieg 
gerade der Presse im Reich auferlegte, nicht zu entziehen. Den leitenden 
Offizieren des Pressedienstes erschlossen die Bezirkspressebesprechungen 
weiteren Einblick in die Bedürfnisse der Presse und erweiterten ihren Blick 
über Berlin hinaus. 
  
Im Streit um Wahlrecht und Friedensresolution, der die Presse in 
rechts und links schied, nahm das Kriegspresseamt eine vermittelnde 
Stellung ein. Es hatte Befehl erhalten, auf die äußeren Flügel der beiden 
Parteien mäßigend einzuwirken. Die Vertretung militärischer Gesichts- 
punkte, auf die es sich dabei beschränken sollte, hatte wenig Erfolg. In 
politischen Dingen versagte das Verständnis der Presse für die Rücksicht 
auf den militärischen Kampf immer mehr. Vielleicht waren die Blätter der 
Rechten noch eher geneigt, ernsthaften Vorstellungen von militärischer Seite 
nachzugeben. Dies führte dazu, daß die Regierung einen Einfluß auf die 
Rechtspresse durch das Kriegspresseamt suchte, den dieses tatsächlich nicht 
hatte. Parteinahme im politischen Kampf der Zeitungen hatte das Kriegs- 
presseamt zu vermeiden. Was Ungarteilichkeit war, wurde ihm als Partei- 
nahme ausgelegt. Es geriet bei der Regierung und den ihr verbündeten 
Parteien in den Ruf, zum mindesten rechts-extreme Blätter zu begünsti- 
gen. In der Tat verhielt es sich völlig neutral. Allerdings vertrat es mit 
Recht dem zunehmenden politischen Zeitungsstreit gegenüber mit erhöhtem 
Nachdruck die ihm anvertrauten militärischen Interessen, die in der Rechts- 
presse besseren Widerhall fanden als in der Presse der Linken. Darüber 
hinaus aber folgten auch die Blätter um die „Deutsche Tageszeitung“ dem
	        
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