112 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
seine Behauptung, daß das Kriegspresseamt Unfug treibe, aufrecht. Die
O. H. L. legte erneut scharfe Verwahrung beim Kriegsminister ein. General
Ludendorff schrieb: „Ich erblicke hierin eine unerhörte und gänzlich un-
erwiesene Herabfetzung einer mir unterstellten Dienststelle, deren Wirken
im Interesse der Kriegführung hierdurch geschädigt wird.“ Die Angriffe er-
neuerten sich in der Zensurdebatte. Am 8. Mai erhob der Presseausschuß
öffentlich Widerspruch gegen die Behauptung, als werde die deutsche Presse
durch die Pressebesprechungen zum willenlosen Werkzeug der Regierung
gemacht. Im Organ des Reichsverbandes der deutschen Presse wurde
dem Urteil des Abgeordneten Erzberger widersprochen und die Arbeit des
Kriegspresseamts anerkannt.
Die Feindschaft, die das Kriegspresseamt fand und die im Frühjahr
1918 offen auftrat, ging nicht von der deutschen Presse aus. Sie war
eine politische und hatte von dem Augenblicke an bestanden, als der
Pressedienst der O. H. L. sich nicht parteipolitisch oder für die Ziele einzel-
ner Persönlichkeiten hatte einspannen lassen. Sie war seit langem wahr-
nehmbar, wurde, wie es erwartet war, durch den Kampf für die Friedens-
resolution verstärkt und trat in ihm an die Offentlichkeit. Diese Feindschaft
galt weniger dem Pressedienst als der Tätigkeit des Kriegspresseamts im
vaterländischen Unterricht. In dem Kampf, den die politischen Parteien
gegen diesen führten, erlag auch der militärische Pressedienst.