Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 121 
  
  
6. Bei Abhaltung des vaterländischen Unterrichts ist eine Diskussion nicht zuzu- 
lassen. Dagegen empfiehlt sich die Einrichtung von Fragekästen und Auskunftsstellen 
für alle Fragen, die den einzelnen Mann in bezug auf seine heimatlichen Verhältnisse 
betreffen. 
7. Zuverlässige Urlauber werden mit Vorteil verwendet werden, vom Heer in 
die Heimat zu leiten, was dort zur Hebung der Stimmung beitragen kann. Das 
Kriegspresseamt wird dafür sorgen, daß über die Fragen, die sich als Gegenstand des 
vaterländischen Unterrichts bei den Truppen ergeben, auch in der Heimat Unterricht 
stattftndet. 
8. Auf dieser Grundlage hat sich der vaterländische Unterricht den örtlichen Ver- 
hältnissen anzupassen und sich von jeder Verallgemeinerung fernzuhalten. Es wäre 
falsch, wenn durch den Unterricht Gedanken verbreitet würden, die der Truppe an 
sich zur Zeit fernliegen. 
IV. Gegenstand des vaterländischen Unterrichts. 
1. Es empfiehlt sich, den vaterländischen Unterricht auf das Wesentliche zu be- 
schränken, dieses aber dauernd mit Nachdruck zu verfolgen und die verschiedenen Mittel 
der Aufklärung hierauf zu vereinigen. 
2. Die wesentlichsten Gebiete des vaterländischen Untexrichts sind: 
a) Die Ursachen des Krieges. Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, ihre 
Bedeutung und die Folgen eines verlorenen Krieges, besonders auch für den 
deutschen Arbeiter. Die Notwendigkeit, weiter zu kämpfen, bis der Vernich- 
tungswille unserer Gegner gebrochen und Sicherheit für die wirtschaftliche 
Weiterentwicklung geschaffen ist. 
b) Die Gesamtgröße unserer bisherigen Erfolge rechtfertigt Vertrauen auf end- 
gültigen Sieg. Siegesbewußtsein, Pflichttreue und Mannesstolz sind zu 
fördern. Entscheidung ist schon zu unseren Gunsten gefallen. Es gilt sie 
endgültig zu sichern. Voraussetzungen hierfür sind gegeben. Rohstoffe und 
Munitionsersatz gesichert. Wirkung des U-Bootkrieges steigert sich. 
c) Notwendigkeit und Bedeutung der Führung auf allen Gebieten (militärische, 
Regierung, Verwaltung, Industrie und Handel). Daraus Notwendigkeit der 
Autorität einerseits, der Unterordnung anderseits herleiten. Dabei ist be- 
sonders das Vertrauen zu Kaiser und Bundesfürsten sowie zur militärischen 
Führung zu vertiefen. 
d) Gegner, von unserer militärischen Unbesiegbarkeit überzeugt, setzt seine Hoff. 
nung auf unseren wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch und auf den 
Auseinanderfall unserer Bündnisse. 
Schwierigkeiten der Wirtschaftslage durch Lebensmittel und Kohlen sind 
vorhanden und anzuerkennen, besonders in der Heimat, sie werden aber mit 
Sicherheit überwunden. Notwendigkeit der Lebensmittelbeschränkung und 
Kohleneinteilung durch Maßnahmen der Behörden ist zu erläutern. Fehler 
find früher selbstwerständlich aus anfänglicher Unkenntnis der zu bewältigenden 
Aufgaben, oft auch gerade aus dem Bestreben größter Gerechtigkeit gemacht 
worden. Wege und Mittel zur gerechten und vorforglichen Verteilung werden 
aber angestrebt und gefunden werden. Kleinere Härten bleiben unvermeldlich, 
schon wegen der sehr verschiedenen Interessen von Produzent und Konsument. 
Ausgleich der Verstimmung zwischen Stadt= und Landbevölkerung. Gegen- 
seitiges Verständnis und Unterstützung tut not. Verwerflichkeit des Kriegs- 
wuchers. Kriegsende bedeutet nicht Ende der wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
	        
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