Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 127 
  
die Präsidenten der verschiedenen deutschen Parlamente die Bitte zu richten, 
sie möchten ihrerseits an die Abgeordneten die Aufforderung weitergeben, 
bei den Reden an ihre Wähler im Sinne des Durchhaltens zu wirken. Die 
Reichskanzlei antwortete, eine solche Bitte des Herrn Reichskanzlers an die 
verschiedenen Präsidenten der verschiedenen Parlamente käme nicht in 
Frage, dagegen werde an geeignete Abgeordnete herangetreten werden, um 
diese Art der Propaganda zu fördern. Die O. H. L. war der Ansicht, daß 
es sich hier nicht um eine Propaganda, um eine Parteisache oder persön- 
liche politische Geschmackssache handele, sondern um die einfache Not- 
wendigkeit, die unumwundene Erkenntnis unserer Lage zu verbreiten. 
Reichskanzler Michaelis nahm den Gedanken, den Abgeordneten Ein- 
blick in die Schwere, aber Sicherheit unserer militärischen Lage zu ver- 
schaffen, im Verein mit der O. H. L. wieder auf. Es fanden Reisen von 
Abgeordneten des Reichstags und der Einzellandtage auf verschiedene 
Kriegsschauplätze statt. Die Urheber des Kleinmuts und die wesentlichsten 
Führer im Parteistreit hielten sich allerdings fern. Trotzdem schienen diese 
Reisen den Bestrebungen des vaterländischen Unterrichts zugute zu kommen, 
die Rücksichtnahme auf die Kampfkraft des Heeres im heimatlichen Partei- 
streit zu fördern, die klare Entschlossenheit, aber auch die Zuversicht zu 
stärken. Die Reisen trugen der O. H. L. zustimmende Telegramme der 
Reiseteilnehmer in diesem Sinne ein. 
Auch Gesuche von Staatsmännern um Reisen an die Front wurden 
in jeder Weise gefördert. Sie erschienen um so zweckmäßiger, je länger 
Kanzler und Minister sich fast ausschließlich in Berlin befanden. Sie gingen 
nur selten ein. Bei Besuchen im Gr. H. Qu., die meist sonst kurz, bestimm- 
tem Zweck dienend und mit ihm ausgefüllt waren, wurden Fahrten der 
Staatsmänner zur Front angeregt. 
Der Generalfeldmarschall ließ nicht nach, öffentlich zur Eintracht, Zzum 
Kampfwillen und zur Zuversicht zu mahnen, obgleich ihm als Stellung- 
nahme zum inner- und außerpolitischen Kampf ausgelegt wurde, was er 
nur als selbstverständlich empfand. General Ludendorff unterließ nicht, 
in gleicher Weise persönlich zu wirken, besonders beim Aufenthalt in 
Berlin. Den Vertretern der Presse gegenüber fiel diese Aufgabe dem Thef 
der Abteilung III B zu. 
Hierbei trat mehrfach der Antrag an die O. H. L. heran, durch unzwei- 
deutiges öffentliches Bekenntnis zu der von der Mehrheit vertretenen Poli- 
tik, besonders in der Wahlrechtsänderung und für einen Verständigungs- 
frieden, zur Beilegung des Streites beizutragen. Ein so weit gehendes 
öffentliches Eingreifen in die Politik wurde abgelehnt. Als die Forderung 
bei der Krise Anfang Januar 1918 besonders eindringlich übermittelt 
wurde, erhielt der Chef des Kriegspresseamts folgende Antwort: „Ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.