Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Abteilung III B. 141 
  
konnte ich, als General Ludendorff mich rief, um die Lösung der Aufgabe 
mit mir zu besprechen, ihm den fertigen Entwurf der Leitsätze für den 
vaterländischen Unterricht vorlegen. Erst damit hatte die O. H. L. auch 
hierin die Führung übernommen. 
Im übrigen habe ich, nachdem mir die Vertretung der Kriegführung 
in der Presse durch den General v. Moltke übertragen war, den Ausbau 
der hierfür notwendigen Organisation durchgesetzt. Im besonderen bin 
ich für die Errichtung der Oberzensurstelle eingetreten, weil in den Fragen 
der Zensur tatsächlich eine ausgleichende Zentralstelle im Interesse der 
O. H. L., wie der Presseaufsichtsbehörden, der politischen Behörden und 
nicht zuletzt der Presse selbst, unabweislich war. Ich habe auch die Über- 
nahme der Oberzensurstelle der O. H. L. anzuraten keine Bedenken ge- 
tragen, da andernfalls ihr Zustandekommen wegen der allgemeinen Ab- 
neigung gegen eine Belastung mit der Zensur in Frage gestellt war, und 
weil das unbeschränkte Ansehen, das der Generalstab genoß, am ersten 
geeignet war, bei der Presse auch für die Zenfur Vertrauen zu wecken 
und bei den Zensurbehörden Gefolgschaft zu sichern. Ferner habe ich allen 
an mich herantretenden Vorschlägen des Kriegspresseamts, die Auskunfts- 
erteilung an die Presse zu vervollständigen, die Zustimmung und Unter- 
stützung der O. H. L. verschafft und dauernd angeregt, daß die O. H. L. 
auch eine politische Presseleitung forderte, weil, ich in einer umfassenden 
Unterrichtung der Presse den einzigen Ausweg aus den Mängeln der 
Zensur erblickte und der Ansicht war, daß eine rücksichtslos durch- 
greifende Presseaufsicht, für die ich eintrat, ihre Berechtigung der wohl- 
gesinnten Presse gegenüber auf genügender positiver Anleitung gründen 
mußte. 
Die Belastung des Generalstabs für andere Stellen sollte nur eine 
organisatorische sein. Es sollte damit das äußere Hindernis für die schwer- 
fällige Entschlußfähigkeit der Behörden, die aber, wie hervorgehoben 
werden muß, schließlich nur noch bei der obersten Reichsleitung bestand, 
fortgeräumt werden. Die drei wesentlichsten Schöpfungen, die der Ge- 
neralstab auf dem Gebiet der Beeinflussung der Volksstimmung übernahm, 
das Kriegspresseamt als Auskunftsstelle, die Oberzensurstelle und der 
vaterländische Unterricht, bereiteten allen beteiligten Behörden den Weg. 
Mit der Verantwortung dafür, was die einzelnen Behörden auf diesem 
Wege taten oder unterließen, belastete der Generalstab sich nicht und darf 
er auch bei nachträglicher Betrachtung nicht belastet werden. 
Ob die O. H. L. recht daran tat, sich streng auf das militärische Gebiet 
zu beschränken, ist angesichts der traurigen Folgen, die das Unterbleiben 
einer politischen Führung der öffentlichen Meinung zeitigte, eine andere 
Frage. Während die einen ihr dies als Versäumnis vorwerfen, behaupten
	        
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