Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

148 Die Abteilung III B. 
  
Bald nach dem Zusammenbruch tauchten irreführende Nachrichten 
über mein Arbeitsgebiet, besonders in der jüdisch-demokratischen Presse, 
auf. Persönlichkeiten, denen ich aus verschiedenem Anlaß während des 
Krieges hatte entgegentreten müssen, übten in persönlichen Angriffen 
Rache, die ich erwartet hatte, was mich aber nicht vom pflichtmäßigen 
Handeln abgehalten und mich nicht weiter berührt hat. Denn auch in der 
Publizistik herrscht bei einer Revolution zunächst die Gasse. Ich versage 
es mir auch jetzt, auf diese Angriffe und ihre Vorgeschichte einzugehen. 
Sie verdichteten sich aber in sachlicher Beziehung, im besonderen dahin, 
die Offentlichkeit sei unter meiner Leitung systematisch belogen worden, 
der Nachrichtendienst habe vor allem in der Einschätzung der feindlichen 
Reserven und der amerikanischen Streitkräfte versagt und damit das 
Handeln der H. H. L. verhängnisvoll beeinflußt. Hierdurch wurde der 
Eindruck erweckt, der Zusammenbruch beruhe auf Irrtümern der mili- 
tärischen Führung. Ich war der Ansicht, daß diese Irreführung der öffent- 
lichen Meinung nicht unwidersprochen bleiben dürfe, und richtete ent- 
sprechende Anträge an den Generalstab. 
Generalfeldmarschall v. Hindenburg befahl mich, ehe er die O. H. L. 
endgültig niederlegte, Ende Juni noch einmal zu sich nach Kolberg, um 
auch mir, wie es in der Einladung hieß, noch einmal die Hand zu drücken. 
Wenn ich überhaupt eine Entschädigung für die persönlichen Ver- 
unglimpfungen der vergangenen Zeit beanspruchen konnte, so war sie mir 
durch diese gütige Art des Generalfeldmarschalls reichlich zuteil geworden. 
Die sachlichen Vorwürfe, die dem Generalstab auf meinem Arbeits- 
gebiet zu Unrecht gemacht wurden, waren aber damit nicht berichtigt. Ich 
trug dem General Groener vor, daß ich dies für notwendig halte. Er 
entschied, daß, solange er etwas zu sagen habe, der Generalstab nicht amt- 
lich in die Polemik eingreifen werde. 
Am 25. Juli wohnte ich zum ersten und einzigen Male einer Sitzung 
der Nationalversammlung in Weimar bei. Der Reichsfinanzminister Erz- 
berger hielt seine sogenannte Enthüllungsrede über zurückgewiesene 
Friedensmöglichkeiten. Es war ein merkwürdiger Zufall, daß ich auf 
diese Weise Zeuge wurde, wie er im Anschluß an die Erwähnung der von 
ihm veranlaßten Friedensresolution folgendes ausführte: 
„Die ganze federführende Wehrmacht zu Wasser und zu Lande ist im 
Juli 1917 mobil gemacht worden gegen einen Mann in Deutschland, den 
Sprechenden. Die Organisation im Kriegspresseamt — jetzt als Minister 
habe ich ja Zutritt zu den Akten —, die vom Major Nicolai geleitete Ab- 
teilung III B der O. H. L., im Kriegspresseamt Abteilung IV, die mili- 
tärische Stelle im Auswärtigen Amt, die Aufklärungsabteilungen bei den 
Generalkommandos in der Heimat, in der Etappe und an der Front —
	        
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