Die Abteilung III B. 151
in das er den Kronprinzen zu verstricken suchte, gab Anlaß, nähere Er-
kundigungen über ihn einzuziehen. Ein im Gr. H. Q. befindlicher An-
gehöriger der Botschaft in Paris äußerte sich dahin, daß Herr Rechberg
dort keinen einwandfreien Ruf genossen habe. Die politische Abteilung in
Belgien urteilte abfällig über sein Auftreten in Belgien. Das Auswärtige
Amt erklärte, daß weder der Staatssekretär v. Jagow noch der Unter-
staatssekretär Zimmermann ihm irgendwelche Aufträge erteilt hätten.
Diese Auskünfte machten die sofortige Entfernung des Herrn Rechberg aus
dem Unterkunftsort des Kronprinzen selbstverständlich. Er wurde am
24. Februar 1915 zu seiner Ersatzeskadron in Wandsbek in Marsch gesetzt
und dem Generalkommando in Altona die Untersuchung darüber auf-
getragen, ob die Beurlaubung vom Dienst, die er vom Oktober bis Februar
sich unter Berufung auf amtliche politische Aufträge erwirkt hatte, zu
Recht erfolgt sei.
Für die Oberste Heeresleitung war der Vorgang damit erledigt. Das
Verfahren förderte eine Reihe von Verfehlungen zutage, auf Grund deren
Herr Rechberg verhaftet wurde. Das Verfahren endete nach ärztlichem
Gutachten mit seiner Unterbringung in einer Nervenheilanstalt, aus der
er infolge von Bemühungen des Abgeordneten Erzberger entlassen und
der Obhut seiner Familie in Hersfeld anvertraut wurde. Herr Erzberger
suchte auch mich persönlich für diese Lösung zu interessieren. Mangels
jeglichen Einflusses auf die entscheidenden Behörden mußte ich sein An-
liegen ablehnen. Nach einiger Zeit tauchte Herr Rechberg in Berlin auf
und begann wieder eine politische Rolle zu spielen. Die Mitteilung hier-
von wurde an das zuständige Generalkommando in Cassel weitergegeben,
das ihn an den ihm zugewiesenen Aufenthaltsort Hersfeld zurückrief.
Warum das gegen ihn anhängige Verfahren nicht wieder ausgenommen
und durchgeführt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, ebenso wie es
kam, daß Herr Rechberg im weiteren Verlauf des Krieges sich in Berlin
aufhielt.
Allerlei versteckte Angriffe gegen die Oberste Heeresleitung, insbeson-
dere gegen den Nachrichtendienst, hatten in ihm ihren Ausgangspunkt.
Es waren im allgemeinen dieselben Behauptungen, mit denen er nach
Abschluß des Krieges öffentlich hervortrat, und die darin gipfelten, daß
seine Verhaftung und widerrechtliche Unterbringung in einer Irrenanstalt
vom Generalstab veranlaßt worden sei, um eine Friedensmöglichkeit mit
Frankreich zu durchkreuzen. Der Oberstleutnant Deutelmoser, den er in
diesem Zusammenhang neben mir nannte, stand derartigen Beweggründen
ebenso fern wie ich. Er war mit der Angelegenheit hauptsächlich dadurch
in Berührung gekommen, daß er zu einem Essen mit dem Abgeordneten
Erzberger und Herrn Rechberg eingeladen worden war, wobei Herr