Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

174 Die Presse. 
  
Wie außenppolitisch, kam die jüdisch-demokratische Presse auch inner- 
politisch dem Feinde entgegen. Sie zermürbte mit ihren verschwommenen 
weltbrüderlichen Gedankengängen die nationale Einheit des deutschen 
Volkes. Sie folgte darin nicht nur der sozialdemokratischen Presse, sondern 
schritt ihr voran und dehnte den Kreis der der nationalen Schicksalsfrage 
Abtrünnigen. Der sozialdemokratischen Presse gleich benutzte sie die Not- 
lage des Vaterlandes zur Förderung eigennütziger politischer Ziele. Als 
wir im Anfang 1918 vor der Höchstleistung militärischer Kraftanstrengung 
standen, um den feindlichen Kampfwillen zu brechen, ehe die amerikanische 
Kriegshilfe dem Feinde das Übergewicht verschaffen würde, stand diese 
Haltung der jüdisch-demokratischen und sozialdemokratischen Presse in 
voller Blüte. Während der Oberreichsanwalt von sich aus Redakteure des 
„Vorwärts“ vor ein außerordentliches Kriegsgericht zu bringen versuchte 
und der militärische Pressedienst es zum letzten Male unternahm, mit den in 
seine Hand gelegten schwachen Mitteln auf die Haltung der sozialdemokrati- 
schen Presse einzuwirken, erhielt ich vom General Ludendorff Weisung, in 
gleicher Weise mit der „Frankfurter Zeitung“ persönlich im Auftrage der 
O H. L. eine Aussprache herbeizuführen. Der Zweifel des Generals in 
das Gelingen dieser Absicht wurde durch den Verlauf der am 31. Januar 
stattgehabten Besprechung mit dem Redaktionsvorsitzenden der „Frank- 
furter Zeitung“ vollauf bestätigt. Ich bekam sich überstürzende Anklagen 
gegen die Vaterlandspartei und den Vorwurf zu hören, daß die O. H. L. 
aus begreislicher Freude an laut bekundeter patriotischer Gesinnung gedul- 
det habe, daß ihre Autorität von einer politischen Richtung in Beschlag ge- 
nommen wurde. Dafür, daß es sich für die O. H. L. nicht um den Kampf 
der Parteien, sondern um den mit dem Feinde handle, fand ich kein Ver- 
ständnis und ungläubigen Zweifel. Ich sah in eine andere Welt, in die 
Welt verbissensten Parteikampfes, der darin seine Bestätigung fand, daß 
die „Frankfurter Zeitung“ am folgenden 21. Februar schwersten Kampf im 
Innern ankündigte, in dem es keine burgfriedlichen Rücksichten mehr geben 
und der ohne Rücksicht auf den Krieg zum Austrag gebracht werden 
sollte. Die Besprechung war somit völlig erfolglos. Der Soldat wurde vom 
Politiker zur Seite geschoben. Vom Feinde aber sprach nur der Soldat. 
Er spielte in den Gedankengängen des Politikers überhaupt keine Rolle. 
Auch für die Verantwortung der O. H. L. und die Bedeutung ihrer For- 
derung fehlte jedes Verständnis. An Stelle des persönlichen Vertrauens zum 
Generalfeldmarschall, das überall sonst seinen Forderungen wenigstens 
aufmerksame Würdigung verschaffte, fand ich fast wegwerfende Nicht- 
achtung. Die frivole Behandlung meines Auftrages fand darin ihren Aus- 
klang, daß es der O. H. L. ja unbenommen sei, die Zeitung zu verbieten, 
wenn sie nach ihrer Ansicht schädlich wirke. Sie habe ja dazu die Macht.
	        
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