Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Presse. 175 
  
Als ich darauf erwiderte, daß sie die Macht hierzu nur beim Feldheer be- 
sitze, ein Verbot beim Feldheer allein aber nutzlos sei, da Heimat und 
Heer eins und gerade die Zertrümmerung der Einigkeit in der Heimat 
für das Heer verhängnisvoll sei, daß mit einem Verbot in der Heimat bei 
den bestehenden Machtverhältnissen zwischen Regierung und Parteien nicht 
zu rechnen sei und daß ein Verbot beim Feldheer deshalb nur zur weite- 
ren Entfachung des Parteistreites führen müsse, daß der O. H. L. also gar 
kein anderer Weg übrig bleibe, als an die freiwillige Mitarbeit zur Eini- 
gung gegen den feindlichen Vernichtungswillen zu appellieren, fand ich nur 
ein Lächeln und ein Achselzucken. 
Keine Zeitung hat weniger Recht als die „Frankfurter Zeitung“ und ihr 
verwandte Blätter einschließlich der sozialdemokratischen Presse zu der Be- 
hauptung, die Presse und damit die öffentliche Meinung seien über den 
Ernst der militärischen Lage getäuscht worden. Sie haben die Warnun- 
gen der militärischen Führung, wenn nicht mit Absicht, so mit unerhörtem 
Leichtsinn außer acht gelassen. Sie wollten der Behauptung vom feind- 
lichen Vernichtungswillen nicht glauben und witterten in ihrem engen Ge- 
dankenkreis hinter dem Verlangen nach Unterlassen des inneren Macht- 
kampfes und hinter der Forderung unverminderter Kampfentschlossenheit 
nach außen eine Parteinahme der O. H. L. im Streit um Wahlrecht und 
Friedensresolution. Nie waren unsere militärischen Führer größer als in 
dieser Zeit und im Vergleich zu denen, die ihnen den Einfluß auf die Masse 
des deutschen Volkes streitig machten. 
In diese Gruppe ist auch eine ganze Reihe von Zeitschriften 
einzubeziehen, die besonders wieder in der sozialdemokratischen Publizistik 
eine straffe Einheitlichkeit, sonst aber eine völlige Subjektivität aufwiesen. 
Unter ihnen ragt die Hardensche „Zukunft“ als die im In= und Auslande 
schädlichste hervor. 
Die weite Verbreitung und den großen Leserkreis, den diese Blätter 
fanden, verdankten sie neben ihrer Geschäftigkeit und geldlichen Leistungs- 
fähigkeit vor allem dem Umstand, daß ihre Kreise vornehmlich diejenigen 
waren, welche in der Heimat die Kriegswirtschaft in die Hand bekamen und 
damit zu Einfluß gelangten. Von dem im deutschen Heere herrschenden 
Geist selbstloser Hingabe waren sie weit entfernt. Um so verhängnisvoller 
und widersinniger war es, daß sie als die Führer der deutschen öffentlichen 
Meinung angesehen und geschützt wurden. 
Die Zentrumspresse wies bis in die letzte Kriegszeit hinein eine 
Spaltung auf. Erst die Waffenstillstandsforderung führte bei ihr die 
Bildung einer geschlossenen Parteipresse und den Sieg der Erzbergerschen 
Richtung herbei. Im ganzen spielte die katholische Presse eine vor dem 
Einfluß straffer Parteiorganisation zurücktretende Rolle. Vor dieser war
	        
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