Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

4. Die Regierung und die Parteien. 
M’'“ den Behörden, auf deren Mitarbeit in Nachrichtendienst, Presse 
und Volksstimmung zu rechnen war, standen die Kriegsministerien 
und unter diesen das preußische in erster Linie. Dies kommt hier nur in- 
soweit in Betracht, als es als Teil der Regierung zu gelten hatte. Als 
Faktor der O. H. L. muß es im nächsten Kapitel betrachtet werden. Die 
Doppelstellung, die es einnahm, muß berücksichtigt werden. Je mehr Re- 
gierung und Heeresleitung sich in ihrer Auffassung vom Kriege trennten, 
desto schwieriger war die Aufgabe des an beiden beteiligten Kriegsmini- 
steriums. · 
Es hat nicht an tatkräftiger Mitarbeit im Einzelfall und auf einzel- 
nen Gebieten gefehlt. Besonders wurde der Generalstab in seinen Forde- 
rungen für die Abwehr des feindlichen und den Ausbau des eigenen Nach- 
richtendienstes wirksam und großzügig unterstützt. Dagegen haben Unter- 
stützung und Entlastung auf denjenigen Gebieten, die Reibungsflächen mit 
Reichstag und politischen Parteien boten, versagt. Der Gegendruck der 
einer starken Kriegführung entgegenarbeitenden Parteien machte sich zu- 
nehmend geltend. Dies führte dahin, daß das Kriegsministerium im letzten 
entscheidenden Kriegsjahr die Forderungen der H. H. L. für Pressedienst 
und Volksaufklärung nicht mit der notwendigen Bestimmtheit zu vertreten 
wagte, auf der einen Seite diesen Forderungen, ihre Berechtigung aner- 
kennend, nicht widersprach, auf der anderen Seite aber die O. H. L. mit 
Absichten überraschte, die zu den von dieser vertretenen Notwendigkeiten 
im Widerspruch standen. Das an die Parteien gebundene Kriegsministeri- 
um führte auch die Verteidigung des von der HO. H. L. Geschaffenen nicht 
mit der notwendigen Entschlossenheit. Es versagte bei der Verteidigung des 
Kriegspresseamts gegen die Angriffe der Mehrheitsparteien ebenso wie bei 
der des vaterländischen Unterrichts. 
Die hemmenden Momente wurden wie bei dem ganzen von Berlin 
ausgehenden Einfluß durch die auf der Heimat ruhenden Lasten und durch 
die Unterschätzung des Feindes, sowohl des äußeren wie des inneren, ver- 
stärkt. Des äußeren, indem man ihm eine nicht vorhandene Friedensbereit- 
schaft zusprach, des inneren, indem man die Fortschritte seiner Organi- 
sation zum Umsturz der Staatsordnung unterschätzte. Infolgedessen wurde 
der Stimmung in Volk und Heer auch beim Kriegsministerium nicht die 
notwendige ernste Bedeutung beigelegt. Ich habe erwähnt, daß es schon im
	        
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