188 Die Regierung und die Parteien.
doppeltem Wert, daß die nächst untergeordneten Stellen auf das innigste
zusammenarbeiteten. Dadurch konnte die Arbeit zu gemeinsamem Ziel nur in
jeder Weise gefördert werden. Dieser Weg zur Vorarbeit ist in dem mir
unterstellten Arbeitsgebiet dauernd gesucht worden. Er hat auch mit der
Mehrzahl der Behörden zu den erwarteten Erfolgen geführt. Nur die
Reichskanzlei und das Auswärtige Amt, damit die neben dem Reichsamt
des Innern für mein Arbeitsgebiet wichtigsten politischen Stellen, blieben
zurückhaltend. Die Tatsache, daß mit der O. H. L. und ihren verschiedenen
Ausgaben etwas Neues im Kriege entstanden war, das in den Organismus
des Reiches eingegliedert werden mußte, stieß bei ihnen nicht auf entschluß-
kräftige Bereitwilligkeit, zu dieser Lösung beizutragen.
Die Bedeutung, welche die Reichskanzlei unter dem Kanzler
v. Bethmann besaß, war erheblich. Ihre Beamten, der Unterstaatssekretär
Wahnschaffe und der Geheimrat Riezler, ließen es niemals an persönlich
liebenswürdigem Entgegenkommen fehlen. Sachlich schienen sie der Ansicht,
die O. H. L. habe den Krieg militärisch zu führen, die anderen Dinge
der Kriegführung gingen sie aber nichts an. Daß dazu, den Krieg zu ge-
winnen, die O. H. L. mit der politischen Reichsleitung in engster Ver-
bindung arbeiten mußte, trat in ihrem Verhalten nicht hervor. Mir ist
keine Anregung, die in dieser Richtung von der Reichskanzlei ausgegangen
wäre, bekannt. Dagegen habe ich manchen Gang zur Reichskanzlei unter-
nommen. Zur Reichskanzlei der nachfolgenden Kanzler bahnte sich eine
bessere Zusammenarbeit an. Doch war ihr allgemeiner Einfluß dem der
Kanzler entsprechend geringer.
In bezug auf das Auswärtige Amt lagen die Verhältnisse ähnlich. Auch
hier waren die Staatssekretäre mit eigenen Aufgaben reichlich beschäftigt,
und deshalb eine enge Arbeit des militärischen Pressedienstes mit der
Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes notwendig. Ich habe die
Zurückhaltung dieser Behörde bereits geschildert, vor allem darauf hin-
gewiesen, daß die Art der politischen Pressearbeit der Kenninis der mili-
tärischen Stellen unbekannt blieb. Der Staatssekretär v. Jagow stand in
vertrauensvollem Verhältnis zum General v. Falkenhoyn. Die Herbei-
führung einer entsprechenden Zusammenarbeit hätte sicher die Billigung
beider gefunden und den Grundstein hierzu für die ganze Dauer des
Krieges legen können. Es ist kein unbilliges Verlangen, die Pflicht der
Initiative hierzu dem politischen Pressedienst zuzuweisen. Er bestand und
mußte die Notwendigkeit sofort bei Kriegsausbruch erkennen. Der mili-
tärische Pressedienst dagegen bildete sich erst und sammelte erst seine Er-
fahrungen. Zudem waren es fast ausschließlich Vorgänge politischer Art,
die gemeinsamer Besprechung oder Behandlung bedurften. Erkannte der
militärische Pressedienst das Vorliegen gemeinsamer Interessen, so waren