Der Nachrichtendienst der Obersten Heeresleitung. 13
restlos den Schleier nicht decken konnte, setzte bald eine befriedigende Be-
richterstattung ein. Schwieriger war es, über technische Fragen Aufklärung
in Feindesland zu schaffen. Sie setzte beim Erkunder, sollte sie zuverlässig
sein, Sachverständigkeit voraus. War diese nicht vorhanden, so wurde eine
langwierige Ausbildung notwendig. Für die Aufklärung bestimmter poli-
tischer und wirtschaftlicher Fragen war der militärisch geschulte und ge-
leitete geheime Nachrichtendienst nur in Ausnahmefällen wirklich geeignet.
Das Fehlen eines organisierten, von sachverständiger amtlicher Seite ge-
leiteten politischen und wirtschaftlichen Nachrichtendienstes trat immer
stärker hervor, je mehr die politische und wirtschaftliche Lage beim Feind
für den Ausgang des Krieges Bedeutung gewann. Es gelang nicht, dem
militärischen Nachrichtendienst die Mitarbeit sachverständiger Behörden in
ausreichendem Maße zu erschließen, er hatte im Gegenteil das Miß-
trauen und den Widerstand der Behörden im In= und Ausland zu über-
winden.
Um das Nachrichtenbedürfnis der O. H. L. auch auf diesen Gebieten
zu befriedigen, wurde im Jahre 1916 der Inlandsnachrichtendienst ge-
schaffen. An den Hauptzentren der Heimat traten Nachrichtenoffiziere mit
denjenigen Kreisen oder Persönlichkeiten in Verbindung, die gleichfalls an
der wirtschaftlichen Weltlage interessiert waren oder von denen anzu-
nehmen war, daß sie darüber zuverlässig unterrichtet waren. Diese Quelle
erschloß dem Nachrichtendienst freie Zusammenarbeit mit urteilsfähigen
Kennern des feindlichen Auslandes. Das Ergebnis fand auch bei den
sachlich interessierten Behörden zunehmende Wertschätzung.
Der Nachrichtendienst lief Gefahr, durch die zur Sicherung unseres
eigenen militärischen Geheimnisses notwendigen Anordnungen geschädigt
zu werden. Der Ausgleich der Interessen war durch die gemeinsame
Leitung auf beiden Gebieten durch die Abteilung III B gesichert. Im Kon-
kurrenzfall gingen die Interessen des Nachrichtendienstes vor. Ein Teil
der zur Sicherung unseres militärischen Geheimnisses getroffenen Anord-
nungen, besonders die an den Reichsgrenzen, in den Gefangenenlagern
und für die Überwachung des Post= und Telegrammverkehrs, bot die Mög-
lichkeit unmittelbarer Unterstützung unseres Nachrichtendienstes. Diese
Quellen zu erschließen, war Aufgabe der Nachrichtenoffiziere in Berlin.
In mühsamer Kleinarbeit wurden hier vielseitige und besonders unbeein-
flußte Nachrichten gewonnen.
Die feindliche Presse stand unter strenger Zensur. Militärisch
Wichtiges war dennoch, aber nur bei besonders geschulter und um-