Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

16 Der Nachrichtendienst der Obersten Heeresleitung. 
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taktische Durchführung der feindlichen Unternehmung unsicher, eine über- 
raschung der Truppe möglich. Wetter und Gelände konnten sie begünstigen. 
Der Nachrichtendienst hatte seine Aufgabe erfüllt, wenn er die Über- 
raschung der Führung verhindert hatte, wie sie auf feindlicher Seike bei 
den deutschen großen Angriffen hervortrat. 
Es war falsch, daß die geglückte Geheimhaltung der deutschen Pläne 
in der Offentlichkeit so hervorgehoben wurde, wie es geschah. Der Feind 
lernte davon und fand immer mehr Unterstützung in den eigenen Reihen 
gegen unseren Nachrichtendienst. Diesem wurde sein Handeln dadurch 
erschwert. 
Die Behauptung, die feindlichen Kräfte seien dauernd und besonders 
zuletzt an der Westfront unterschätzt worden, ist falsch. Wie die D. H. L. 
sich freihielt von einer Unterschätzung der Gegner, im Gegenteil auf der 
Erkenntnis der feindlichen Überlegenheit ihre Forderung auf restlose Ent- 
faltung der eigenen Volkskraft gründete, hielt auch der Nachrichtendienst 
alles fern, was leichtfertig eine Unterschätzung des Gegners zu fördern ge- 
eignet war. Die Nachrichtenoffiziere im Kampfgebiet waren angewiesen, 
bei Einschätzung der Kampfkraft feindlicher Truppen vorsichtig zu urteilen 
und aus der selbstverständlichen Erschöpfung feindlicher Gefangener nicht 
ohne weiteres ein Nachlassen der feindlichen Kampfkraft zu folgern. 
Die aus den übrigen Quellen einlaufenden Nachrichten ließen zudem nie- 
mals auf ein Nachlassen zum mindesten des feindlichen Kampfwillens 
schließen. 
Der umstrittene Verbrauch der Fochschen Reserven im Frühjahr 1918 
ist weniger eine Frage des Nachrichtendienstes als eine solche der Be- 
rechnung auf Grund der Feststellungen im Verlauf der Kämpfe. Über 
ihre Wiederauffüllung und ihre tatsächliche Stärke im Sommer herrschte 
kein Zweifel. 
An der Einschätzung der amerikanischen Streitkräfte bis zum Eintritt 
Amerikas in den Krieg ist der Nachrichtendienst kaum beteiligt, da er erst 
einsetzte, als der Transport nach Europa begann. Die Feststellungen von 
diesem Zeitpunkt an gaben ein vollauf bestätigtes Bild. Die amerikanischen 
Kräfte sind nicht unterschätzt, sondern bis zum April 1918 überschätzt 
worden. Dann wurde der Herantransport durch unsere Erfolge in der 
großen Schlacht in Frankreich beschleunigt. Ehe dies erkannt war, bis 
etwa Juli, trat geringe Unterschätzung, von da an eine richtige Ein- 
schätzung ein. 
Weniger vollständig waren die Ergebnisse des Nachrichtendienstes in 
technischen Fragen. Das Massenauftreten von Tanks bildete eine Über- 
raschung. Ebenso waren die Nachrichten über Einzelheiten des Ausbaus 
der feindlichen Luftwaffe, der Artillerie- und Munitionsausrüstung nicht
	        
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