Der Nachrichtendienst der Entente und die deutsche Abwehr. 21
Anschluß an den deutschen Abwehrdienst. Mit Bulgarien und der Türkei
bestand bis zu ihrem Bündnis mit Deutschland keinerlei Zusammengehen
auf diesem Gebiet.
Der deutsche Abwehrdienst versuchte, mit dem Ausbau des feindlichen
Nachrichtendienstes vor dem Kriege Schritt zu halten. Er fand dabei er-
hebliche Schwierigkeiten. Seine Notwendigkeit stieß auf Zweifel. Er
mußte sie zuvor beweisen. So kam es, daß er erst einsetzen konnte, als der
Schaden geschehen war. Erst da gelang es, die allgemeine Sorglosigkeit
der verantwortlichen Behörden wachzurütteln.
Im Aufbau hinderten vor allem die bundesstaatlichen Polizeigrenzen
und die mißtrauische Abneigung gegen eine Sonderpolizei, die allein die
Eigenart des Nachrichtendienstes der Entente hätte kennen lernen und wirk-
sam bekämpfen können. Die Folge war ein geringer Erfolg der Abwehr
vor dem Kriege und der Mangel vorgebildeter Beamter im Kriege. Die
weitere Folge war, daß die führende Rolle in der Bekämpfung der
Spionage, die Aufgabe der Landespolizei hätte sein sollen, schon im Frieden
dem Generalstab und dem Admiralstab zufiel.
Bei unseren Gegnern lag der Schutz des militärischen Geheimnisses
schon im Frieden in der Hand einer geschlossenen, das ganze Staatsgebiet
einheitlich umfassendsn, mit großen Geldmitteln ausgestatteten und in ihrem
Sonderdienst vortrefflich ausgebildeten Polizei. Staatsregierung und Volk
waren geschult, den Schutz des militärischen Geheimnisses als ihre Aufgabe
zu betrachten.
In Deutschland dagegen teilten sich sieben bundesstaatlich begrenzte
Zentralpolizeistellen in diese Aufgabe. Die Reichsregierung, der im Kriegs-
falle Verantwortung und Führung zufallen mußte, besaß nicht polizei-
lichen Einfluß. Eine Führung der deutschen sieben Zentralpolizeistellen
durch eine übergeordnete Behörde bestand nicht. Während der Admiral=
stab sich im wesentlichen auf die Zusammenarbeit mit den Zentralpolizei-
stellen in Berlin und Hamburg beschränken konnte, mußte der Generalstab
außerdem mit denen in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe und
Straßburg arbeiten. Einem überragenden Einfluß von Berlin versagten
sich die bundesstaatlichen Polizeistellen, dagegen folgten sie willig und
im engen Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit erfolgreich der Führung durch
den Generalstab. So geriet die Führung auf dem Gebiet der Spionage-
abwehr immer ausgesprochener in dessen Hand. Dies mußte ihn
im Kriegsfall erheblich mit politischen und anderen nicht rein mili-
tärischen Aufgaben der Heimat belasten. Wohl wurde dezshalb er-
wogen, den Schutz des militärischen Geheimnisses dem Kriegsmini-
sterium zu überlassen. Aber auch hier war von vornherein durch das Be-