Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

44 Der Nachrichtendienst der Entente und die deutsche Abwehr. 
aber nicht als selbstverständlich von jedem Besucher hingenommen oder 
durch taktvolles Auftreten unterstützt und unnötig gemacht. Auch wurden 
sie von der Truppe und den Stäben selbst häufig außer acht gelassen. 
Bei der Zulassung fremdländischer Offiziere kam es vor allem auf die 
Persönlichkeit an. In dieser Beziehung boten die beim Feldheer befindlichen 
Militärattachés neutraler Staaten volle Gewähr. Deshalb müssen sie 
auch nicht unter dem Gesichtspunkt der Wahrung des militärischen Geheim- 
nisses, unter dem ihre Führung der III B ursprünglich anvertraut war, 
betrachtet werden, sondern als zuverlässige Berichterstatter an ihre Regie- 
rungen, als welche sie in jeder Richtung gefördert wurden. Die gleiche 
Anerkennung wirklich neutralen und vornehmen Verhaltens fanden die 
sonst auf den Kriegsschauplatz zugelassenen fremdländischen Offiziere. Eine 
gewisse Einschränkung im Urteil war notwendig gegen italienische und 
Offiziere der Vereinigten Staaten, die ein weitergehendes Interesse als 
das des Neutralen erkennen ließen. Neutrale Journalisten und Privat- 
personen betonten auf dem Kriegsschauplatz gern ihr Uninteressiertsein an 
militärischen Dingen. Um so größer war dafür ihr Interesse für Dinge, 
die sie nicht für militärisch ansahen, die zu erfahren der feindliche Nach- 
richtendienst sich aber sehr bemühte. Einzelne Neutrale haben sich gebrüstet, 
auf diesem Weg Einblick in die Verhältnisse der deutschen Front gewonnen 
und dem Feind vermittelt zu haben. Die Abneigung, die gegen Zulassung 
Neutraler auf die Kriegsschauplätze bestand, war also berechtigt. Sie 
wurde nur da zurückgestellt, wo die Persönlichkeit Gewähr bot. 
Mit den Verbündeten wurde sofort nach Eintritt der militärischen 
Zusammenarbeit auch auf dem Gebiet der Abwehr des feindlichen Nach- 
richtendienstes und des Schutzes des deutschen militärischen Geheimnisses, 
soweit es bei den Verbündeten zu schützen war, Verbindung aufgenommen. 
Gemeinsame Anordnungen und Verabredungen wurden getroffen. Bei der 
Durchführung fehlte es an der notwendigen Gründlichkeit, an den noch gerin- 
geren Voraussetzungen wirksamer Abwehr als bei uns und an der noch gerin- 
geren Entschlossenheit, sich den innerpolitischen Verhältnissen und Rücksichten 
gegenüber durchzusetzen. Infolgedessen waren wir genötigt, das verbündete 
Ausland im wesentlichen dem neutralen gleichzustellen und den Schutz des 
deutschen militärischen Geheimnisses auch bei den Verbündeten selbst aus- 
zuführen. In diesen Verhältnissen liegen die Gründe der scharfen Kon- 
trolle des Balkanzuges und der lebhaft angegriffenen militärischen Sperre 
an der deutsch-österreichischen Grenze. Deutsche Truppen auf den Kriegs- 
schauplätzen der Verbündeten konnten ihre eigene Feldpolizei nicht ent- 
behren. Der örtliche Schutz gemeinsamer größerer Operationen, wie des 
serbischen, des rumänischen Feldzuges und des Durchbruchs am Isonzo, ge- 
schah in engster Gemeinschaft mit dem Abwehrdienst Österreich-Ungarns
	        
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