52 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
schlossen: „Wir werden nicht immer alles sagen können, aber was wir
Ihnen sagen werden, ist wahr.“
Dies Wort haben der Generaloberst v. Moltke und seine Nachfolger
gehalten.
Dieser ersten Zusammenkunft mit den Vertretern der Presse folgten
tägliche Sprechstunden, in denen sich die Presse Auskunft von den Ver-
tretern des Generalstabs, der Marine und des für die Presseaufsicht in
Berlin zuständigen Militärbefehlshabers, des Oberbefehlshabers in den
Marken, holen konnte. Bald schloß sich das Kriegsministerium an. Aus
der zunächst gelegentlichen Teilnahme weiterer Behörden entstanden all-
mählich regelmäßige Pressebesprechungen. Sie fanden zwei= bis dreimal
wöchentlich im Reichstagsgebäude, später im Abgeordnetenhaus statt. Neben
den militärischen Behörden entsandten das Reichskolonialamt, das Reichs-
postamt, das Reichsamt und das Ministerium des Innern, das Reichsschatz-
amt, das Kriegsernährungsamt, das Kriegsamt und andere neu entstehende
Kriegsbehörden ständige Mitglieder. Das Auswärtige Amt, das zunächst die
Orientierung nur einzelner Presseorgane beibehalten hatte, fand in seinem
ersten Vertreter, dem Botschafter v. Mumm, einen besonders tätigen und
instruktiven Vertreter.
Den Vorsitz übernahm der Vertreter des Reichsmarineamts als der-
jenigen Behörde, die über die ausgeprägteste Presseabteilung verfügte. Im
Juni 1915 ging der Vorsitz auf das Oberkommando in den Marken und im
Oktober 1915 auf den stellvertretenden Generalstab über. Die Presse-
besprechungen waren also niemals dem Chef des Kriegspresseamts unter-
stellt. Ihre Entwicklung ging unabhängig neben der des Kriegspresseamts
her. Der Chef des Kriegspresseamts stand gleichberechtigt neben den Ver-
tretern der übrigen Behörden. Die Pressevertreter wählten einen Ausschuß,
in dem alle politischen Parteien vertreten waren, der die Interessen der Ver-
sammlung gegenüber den Behörden wahrnahm, und der die Disziplin in der
Versammlung der Pressemitglieder aufrechterhielt. Unter Vorsitzendem
und Ausschuß traten Vertreter der Behörden und der Presse zu völlig
freier Aussprache zusammen, deren Inhalt nach Bedarf als vertraulich galt.
Auch die Presse im Reich war vertreten. Die Erörterungen über die
Berliner Presse blieben aber in der Mehrzahl, und kamen die Besprechungen
in erster Linie dieser zugute. Sie gewannen dadurch einen vorwiegend
Berliner Charakter. Diesen Nachteil haben sie nie ganz verloren.
Sonst aber boten die Pressebesprechungen mannigfache und wesent-
liche Vorteile. Vertreter der Behörden und der Presse trafen sich auf neu-
tralem Boden. Auf diese Weise wurde die Verbindung gleich zu Kriegs-
beginn allgemein und nicht nur zu Parteigruppen oder einzelnen Behörden