64 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
sprünglich aus Gründen der Sicherung des militärischen Geheimnisses der
Abteilung III B angegliedert, wurden sie bald ausschließlich ihrer Aufgabe
entsprechend gefördert. Ihr Doyen war, ohne Rücksicht auf das Dienst-
alter, jeweils der am längsten in Deutschland beglaubigte Militärattaché.
Zuerst der brasilianische Oberst Jullien, dann der argentinische Oberst-
leutnant Pertiné und, als auch dieser abberufen wurde, der spanische
Major de Valdivia. In ihnen wurde das Attachquartier durch Offiziere
vertreten, die Deutschland und sein Heer aus langen Friedensjahren
kannten und schätzten. Mißtrauen war ihnen gegenüber ebensowenig am
Platz wie gegen die übrigen Attachés, den Oberst v. Adlerkreutz von
Schweden, den Obersten v. Castonier von Dänemark, den Oberstleutnant
Müller-Massis der Niederlande, den Oberstleutnant Schnittler von Nor-
wegen, die Hauptleute Ahumada und Perez von Chike, den Hauptmann
Guerrero von Peru und den Hauptmann Wu von China. Das Vertrauen
des Generalstabs folgte auch denjenigen Militärattachés, deren Staaten
zum Anschluß an die Entente gezwungen wurden. Daß es auch dem
rumänischen Militärattaché, Oberstleutnant Mircesku, gegenüber begründet
war, bewies die Unparteilichkeit seiner in Rumänien in unsere Hand ge-
fallenen Berichte. Der italienische Attaché, Oberst Graf Calderari, hatte
sich bei Kriegsausbruch ablösen lassen, als Italien sich seinen Bündnis-
pflichten entzog. Sein Nachfolger fand zurückhaltende Beurteilung. Der
amerikanische Attaché, Major Langhorne, wurde auf Druck der Entente
abberufen; sein Nachfolger, Oberst Kuhn, gehörte dem Attachéquartier
verhältnismäßig kurze Zeit an. Die Schweiz war nur vorübergehend, vor-
trefflich, vertreten. In dem Militärattaché Oberst Gantschew hatte Bul-
garien einen erfolgreichen Förderer des Anschlusses an die Mittemächte.
Die Botschaft der russischen Räterepublik drängte im Jahre 1918 sehr auf
die Zulassung ihres Militäragenten, wie der Attaché genannt wurde.
Diese kam aber bei dem vertrauensvollen Verhältnis, das gegen die
Militärattachés herrschte, und angesichts der gleichzeitig beobachteten revo-
lutionären Propaganda der russischen Botschaft nicht in Frage.
Auch im Verkehr mit den neutralen Militärattachés trat es störend
zutage, daß dem Generalstab beim Kriegsausbruch Aufgaben zufielen, auf
die er nicht vorbereitet und geschult war. Im Frieden hatten die neutralen
Militärattachés fast ausschließlich zum Kriegsministerium in Beziehungen
gestanden. Der erste Versuch, sie in der zweiten Staffel des Gr. H. Qu.
zusammen mit den Kriegsberichterstattern unterzubringen und gemeinsam
mit diesen an die Front zu führen, erwies sich bald als versehlt. In zahl-
reichen Reisen in sich unter Führung eines ständig beauftragten Offiziers
lernten sie das deutsche Heer auf allen Kriegsschauplätzen kennen, wohnten
sie den hautpsächlichsten Operationen bei, waren sie Gäste Seiner Moajestät