Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

66 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
  
an. Ein weitergehender Einfluß war ihr bei der selbständigen Stellung 
der Generalgouvernements nicht gestattet. 
Der langanhaltende Stellungskrieg ließ auch aus den Truppen her- 
aus Armeezeitungen entstehen, auf dem westlichen Kriegsschauplatz 28, auf 
dem russischen 11, im Balkan 6 und in der Türkei 1. Diesen mußte die 
O. H. L. ihr Interesse unmittelbar zuwenden. Einmal, um ihre Entwick- 
lung und ihren Inhalt zu beobachten, dann aber und hauptsächlich, um sie 
in beidem zu fördern. Die Dienstanweisung für die Nachrichtenoffiziere 
bei den Armee-Oberkommandos bestimmte: „Die verantwortliche Leitung 
und Zensur der Armeezeitungen liegt im allgemeinen in den Händen be- 
sonders hiermit beauftragter Offiziere. Der Nachrichtenoffizier hat sich 
daher eines Eingriffs in den Redaktionsbetrieb zu enthalten. Nur wenn 
Verstöße gegen die Zensurbestimmungen vorkommen oder Artikel er- 
scheinen, die aus politischen oder militärischen Gründen nicht erwünscht 
sind, hat er entweder unmittelbar oder nach Vortrag beim A. O. K. Ab- 
hilfe zu schaffen. Den Armeezeitungen hat der Nachrichtenoffizier besondere 
Unterstützung zu gewähren, da sie geeignet sind, den Truppen das ihnen 
erwünschte Nachrichtenmaterial auf schnellstem Wege zuzuführen und durch 
Aufnahme geeigneter Artikel und Schilderungen vom Kriegsschauplatz und 
aus der Heimat auf die Stimmung der Truppen günstig einzuwirken. Es 
ist erwünscht, daß den Leitern der Armeezeitungen Gelegenheit gegeben 
wird, viel an die Front zu kommen, um die Wünsche der Truppen an Ort 
und Stelle kennen zu lernen und neue Anregungen zu erhalten. Die Nach- 
richtenofsiziere haben sich daher ihrer anzunehmen. Die Aufnahme po- 
litischer Aufsätze, die eine ganz bestimmte Richtung betonen und geeignet 
sind, gegenteilige Ansichten herabzusetzen, ist nach einer am 18. Oktober 
1916 getroffenen Entscheidung des Generalquartiermeisters unerwünscht." 
Die Armeezeitungen spielten im Leben der Truppen die Rolle der 
Lokalblätter in der Heimat. Schnelle Übermittlung der hauptsächlichsten 
Nachrichten, parteilose Stellungnahme zu den Ereignissen, Behandlung be- 
sonderer Vorkommnisse in der engeren Heimat der Armeetruppen und 
innerhalb der Armee, Bekanntmachung besonderer Leistungen einzelner 
oder einzelner Truppenteile, geographische und geschichtliche Schilderung 
des Armeebereichs, Pflege der Gedenktage der Armee und des Andenkens 
ihrer Helden, Erläuterung notwendiger Maßnahmen in der Verpflegung, 
der Post, der Urlaubserteilung, Ermahnung zur Verschwiegenheit, War- 
nung vor der Gefangenschaft und der Ausfragung durch den Feind, An- 
regung durch Beschreibung der Natur, des Sternenhimmels und durch 
Rätsel, Aufheiterung durch Humor, Pflege rein soldatischen Geistes in jeder 
Beziehung — das war der wesentliche Inhalt der Armeezeitungen, den die 
einzelnen mehr oder weniger ausgestalteten und in dem sie durch die
	        
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