Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 67 
  
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heimischen Zeitungen nicht ersetzt werden konnten. Dies um so weniger, 
je mehr diese sich politischen Fragen zuwandten und die militärischen 
zurückstellten. Der O. H. L. und den A. O. K. bot sich in den Armee- 
zeitungen ein Mittel, den soldatischen Geist im Heere zu pflegen. In 
den Redaktionen waren alle Dienstgrade vertreten. Bei Besprechungen 
mit dem Chef der Abteilung III B erschienen als Vertreter der Armee- 
zeitungen Stabsoffiziere, Hauptleute und Leutnants des aktiven und des 
Beurlaubtenstandes neben FPeldgeistlichen, Unteroffizieren und Gefreiten. 
Umfang und Erscheinungsweise der Armeezeitungen waren verschieden. 
Die Lieferung gegen Bezahlung wurde der kostenlosen vorgezogen, um den 
Eindruck der Beeinflussung zu vermeiden. Trotzdem nahm die Zahl der 
Bestellungen zu. Auf eine Beschränkung des Redaktions= und Drucker- 
personals wurde durchaus im Sinne des Strebens der O. H. L., auch die 
geringste Entziehung von Kräften aus der Front zu vermeiden, gehalten. 
Die Gründung neuer Armeezeitungen wurde von der Zustimmung der 
O. H. L. abhängig gemacht. 
In der Heimatpresse wurde Widerspruch gegen die Armeezeitungen 
laut. Weniger der Konkurrenz wegen. Eine solche konnte bei der ge- 
ringen Auflage der Armeezeitungen und ihrer Eigenart nicht in Frage 
kommen. Der Widerspruch hatte zum Teil politische Gründe. Insofern 
rechtfertigte er das Wirken der Armeezeitungen. Er führte aber auch 
eigene Interessen der Heimatpresse ins Feld, besonders die Inanspruch- 
nahme von Papier und sachverständigen Arbeitskräften, die der auf diesen 
Gebieten schwer ringenden Heimatpresse entzogen würden. Daß die Ar- 
beitskräfte in engen Grenzen gehalten wurden und dem Nutzen für die 
Kriegführung entsprachen, ist schon gesagt. Der Papierverbrauch sämtlicher 
Armeezeitungen im Jahr überstieg nicht den einer größeren Zeitung in 
der Provinz in einem Monat. Wären die in den Armeezeitungen ver- 
wendeten Arbeitskräfte und Papiermengen der deutschen Presse zur Ver- 
fügung gestellt worden, so hätte dies für die Allgemeinheit nicht die ge- 
ringste Entlastung bedeutet, hätte aber wesentliche Interessen der Krieg- 
führung geschädigt. Aufklärung in dieser Weise fand bei dem größten 
Teil der Presse Verständnis, bei den gegen die Interessen des Heeres 
wirkenden Blättern dauerte der Widerspruch fort. 
Zur Beobachtung und geistigen Unterstützung der Armeezeitungen 
wurde im März 1916 die Feldpressestelle geschaffen, die zunächst in enger 
Verbindung mit dem Abteilungschef arbeitete und später, als das 
Gr. H. Qu. Charleville verließ, dort verblieb. Sie wurde dem Hauptmann 
Bloem, einem kriegserfahrenen und sachverständigen Offizier, unterstellt, 
Es ist bezeichnend für die betriebene Sparsamkeit mit Kräften, daß dieser 
Offizier dem Pressedienst der O. H. L. erst zur Verfügung gestellt wurde, 
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