Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 77 
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zelne schien der unmittelbare Einfluß der Presse auf pressetechnischem Ge- 
biet ausreichend gesichert. Die mehrsach angeregte Aufnahme eines Presse- 
vertreters als solchen in die Leitung des Kriegspresseamts wurde ver- 
worfen. Sie konnte leicht zur einseitigen Beeinflussung und dahin führen, 
daß das Kriegspresseamt sich tiefer in das Getriebe der Presse begab, als 
es seine Aufgabe, die einer militärischen Dienststelle der Presse gegenüber, 
erforderte. Es wurde für ausreichend erachtet, der Presse reichlich Ma- 
terial zuzuleiten, die Verarbeitung dieses Materials für die breite Masse 
der Leser aber der Presse zu überlassen. Erst später, als die Presse sich 
dieser Aufgabe durch anderweitige Belastung nicht mehr gewachsen zeigte, 
ging das Kriegspresseamt auch dazu über, die Herstellung druckfertiger 
Aufsätze selbst zu übernehmen und sie der Presse zu übermitteln. 
Die Verbindung mit den militärischen Presseabteilungen des öster- 
reichisch-ungarischen Verbündeten wurde enger gestaltet. In die zahl- 
reichen erlassenen Zensurbestimmungen wurde durch Aufstellung eines 
Lexikons Übersichtlichkeit gebracht. Die Herausgabe eines Handbuches über 
die deutsche Presse und eines solchen über die Auslandspresse, die beide 
bisher fehlten und der Presse wie den Behörden die gegenseitige Kenntnis 
erleichtern sollten, wurde in Angriff genommen. Im Gr. H. Qu. wurde 
durch Errichtung einer besonderen Sektion für Presseangelegenheiten und 
für das Kriegspresseamt beim Chef der Abteilung III B den erhöhten An- 
sprüchen an die Leitung Rechnung getragen. Ihr allein wurde der amt- 
liche Verkehr aus dem Felde mit der Presse und mit Behörden in Presse- 
angelegenheiten vorbehalten. 
Die Erwartungen, die an diese Maßnahmen für eine Einheitlichkeit 
im gesamten Pressedienst gestellt wurden, erfüllten sich nicht. Schon An- 
fang November 1915 beschwerte sich die Oberzensurstelle, daß die Refe- 
renten für andere Behörden nicht genügend von sonstigen Aufgaben ent- 
lastet seien und nur unregelmäßig zur Verfügung ständen. Die Be- 
ziehungen zu den Reichsbehörden blieben lose. Sie mußten ständig vom 
Chef des Kriegspresseamts gesucht werden und waren im wesentlichen auf 
die Begegnungen bei den Pressebesprechungen beschränkt. Das militärische 
Beispiel regte die Tätigkeit der übrigen Behörden zwar an, führte aber 
nicht zum Zusammenschluß im oder mit dem Kriegspresseamt, sondern zu 
einer vermehrten Arbeit in den einzelnen Presseabteilungen, deren Zahl 
durch die entstehenden Kriegsbehörden für Wirtschaft und Ernährung er- 
heblich vermehrt wurde. 
Dieses Aufflammen des behördlichen Pressedienstes im ersten Dienst- 
jahr des Kriegspresseamts wurde durch die Ereignisse geschürt. Der 
serbische Feldzug, der Bulgarien in den Kreis der Pressearbeit zog und die 
unmittelbare Verbindung zur türkischen Presse erschloß, Saloniki und 
 
	        
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