Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 87 
  
scher Sprache, auch in Fremdsprachen den deutschen Ursprung verratend, 
waren diese Mittel nicht geeignet, der feindlichen Propaganda beizu- 
kommen, die in den neutralen Ländern umfangreiche Propagandabureaus 
unterhielt, sich der Denkweise jedes Landes anpaßte und, auch im Gegen- 
satz zu uns, im Frieden schon eng geknüpste Beziehungen zur Presse 
unterhielt. Der Grundsatz, daß eine Propaganda unauffällig sein müsse, 
war an sich richtig. Die deutsche Propaganda war aber in dieser Form 
alles andere als unauffällig. Welche Rolle das Bureau des Abgeordneten 
Erzberger in der Propaganda spielte, ist der O. H. L. nicht bekannt ge- 
worden. Es wurde ihr gegenüber in den mit dem Auswärtigen Amt und 
dem Reichskanzler stattfindenden Erörterungen nie amtlich genannt. 
Ein Wille zur Propaganda trat in der ersten Kriegszeit nur durch 
die zahlreichen Anträge auf Zulassung neutraler Pressevertreter auf die 
Kriegsschauplätze hervor. Die O. H. L. gab ihnen bis an die durch die 
Geheimhaltung gezogene Grenze nach. Das Auftreten der vom Auswär- 
tigen Amt Empfohlenen bewies Mängel in der Auswahl. Die Mißstände 
überwogen den Nutzen. Im September 1915 sah General v. Falkenhayn 
sich genötigt, beim Staatssekretär des Auswärtigen Amts vorstellig zu 
werden. Er betonte die Notwendigkeit einer Propaganda und erklärte 
seine Bereitwilligkeit, sie in jeder Weise zu fördern. Er verlangte aber 
gründliche Prüfung, besonders, daß nur solche Ausländer zugelassen 
werden sollten, die tatsächlich von Einfluß waren. Er erklärte sich zur 
Förderung ihrer Interessen in jeder Beziehung bereit. Er schlug die 
Gründung eines neutralen Pressequartiers in Berlin vor. Das Auswärtige 
Amt war damit einverstanden. Die Einrichtung wurde der Abteilung 
III B überlassen. Es entstand beim Kriegspresseamt und vereinigte in 
sich die in Deutschland anwesenden Vertreter ausländischer Zeitungen. 
Ihnen wurde jede gewünschte Auskunft über die kriegerischen Vorgänge 
gegeben. Sie wurden auch sonst bei der Durchführung der ihnen von 
ihren Blättern übertragenen Berichterstattung aus Deutschland unterstützt. 
Der Weg über die Zenfsur und die Beförderung von Telegrammen und 
Briefen wurde ihnen erleichtert. Gewisse Verpflichtungen, die sich aber 
von jeder Beeinflussung oder über das militärische Geheimnis hinaus- 
gehenden Knebelung schon der zu erwartenden Kritik wegen freihalten 
mußten, wurden ihnen auferlegt. Dennoch wurde die Einrichtung im Aus- 
land bemängelt. Dies hatte, abgesehen von der berufsmäßigen feindlichen 
Gegenpropaganda, seinen Ausgangspunkt in denjenigen Pressevertretern, 
die ihre Aufgaben nicht loyal zu erfüllen gewillt waren, denen ihr schäd- 
liches Wirken erschwert wurde, und in der gegenseitigen Konkurrenz, be- 
sonders amerikanischer Vertreter. Soweit diese Schwierigkeiten nicht vor- 
lagen, bewährte sich die Einrichtung des neutralen Pressequartiers, fand
	        
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