Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

— 16 — 
dafür, also kann ich so und so viel Mark Löhne zahlen“, 
dann stimmt es manchmal doch nicht; die Löhne zahlt er 
zuerst, aber wenn er dann das Zeug verkaufen will, dann 
ist es manchmal viel billiger geworden, und dann bekommt er 
für sein Zeug viel weniger Geld, als er gerechnet hat. Zählt 
er schließlich alles zusammen, was er ausgegeben hat, und 
alles, was er eingenommen hat, so hat er wohl gar mehr 
ausgegeben als eingenommen, er hat also von seinem früher 
ersparten Gelde zugesetzt. Das kann er aber nicht jedes Jahr 
machen, sonst würde sein erspartes Geld bald zu Ende sein. 
Darum hat jeder Lohnherr das Interesse, daß die Löhne 
niedrig sind, und jeder Arbeiter das Interesse, daß die Löhne 
hoch sind, und das ist der schlimmste Widerstreit der Interessen. 
  
Der Landesherr und die Interessen. 
Der einzige Mensch im ganzen Volke, der bei dem Kampf 
der Interessen nicht mitkämpft, ist der Landesherr. Für ihn 
kommt es nur darauf an, daß das ganze Volk so gesund und 
so stark und so mächtig wie möglich ist. Denn je gewaltiger 
sein Volk ist, desto größer ist sein Ansehen bei anderen Völkern 
und ihren Landesherrn; je schwächer sein Volk wird, desto 
weniger Achtung haben die anderen vor ihm. Darum achtet 
er auch streng darauf, daß der Kampf der Interessen nicht 
gar zu heftig geführt wird, daß namentlich nicht irgend ein 
Teil der Bevölkerung ganz zu Grunde gerichtet wird. 
Wenn er aber das soll, dann muß er auch sein ganzes 
Leben lang der Landesherr sein und muß wissen, daß nach 
ihm eins seiner Kinder Landesherr sein wird. Darum sind 
Republiken, also Völker ohne Landesherrn, etwas schlechter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.