Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

Christian in Dänemark und in Schleswig-Holstein regieren 
sollte, daß er aber die Schleswig-Holsteiner nicht zu Dänen 
machen dürfte. Das, was sie damals ausgemacht hatten, das 
hatten sie niedergeschrieben in einem Protokoll, das von jeder 
Großmacht ein Vertreter unterzeichnen mußte. Und da die Ver- 
treter in London verhandelt und unterzeichnet hatten, so nannte 
man das Protokoll das Londoner Protokoll, und Prinz 
Christian wurde vom Volke der Protokollprinz genannt. 
Er sollte ja nur dann in Schleswig-Holstein regieren dürfen, 
wenn er die Schleswig-Holsteiner nicht zu Dänen machte. Nun 
hatte König Friedrich VII. kurz vor seinem Tode ein Gesetz 
gegeben, darin sagte er: „Die Holsteiner können Deutsche bleiben, 
aber die Schleswiger sollen Dänen werden; Dänemark soll 
bis zur Eider reichen.“ Das war nun gegen das Londoner 
Protokoll; also das durften sich die Großmächte nicht gefallen 
lassen; sie konnten sich doch nicht von dem kleinen Dänemark 
auf der Nase herumspielen lassen. 
Nun sagte man in ganz Deutschland: „Jetzt ist die Zeit 
da, daß Schleswig-Holstein ganz von Dänemark befreit werden 
muß; wir wollen Herzog Friedrich zum Landesherrn von 
Schleswig-Holstein machen, und der soll dann in den deutschen 
Bund als Bundesfürst eintreten. Preußen und Osterreich 
sollen sich nicht mehr um das Londoner Protokoll kümmern; 
das haben die Dänen ja doch gebrochen; jetzt wollen wir es 
machen, wie wir wollen.“ 
Da sagte aber der preußische Minister von Bismarck: 
„Das wäre nicht klug von uns, wenn wir vom Londoner 
Protokoll zurücktreten wollten. Denn wenn wir Schleswig- 
Holstein für uns nehmen wollen, dann kommen die Engländer 
und Franzosen und Russen und sagen: „Halt, das gilt nicht, 
das leiden wir nicht; Schleswig-Holstein soll nicht von Deutsch- 
land erobert werden, damit sind wir nicht einverstanden.“ — 
So werden uns die anderen Großmächte zurufen. Deshalb
	        
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