Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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Landleuten und Städtern z. B. läßt sich auch dadurch gar 
nicht wegbringen; aber immerhin könnte überlegt werden, ob 
sich nicht etwas davon machen ließe, wenn nicht die Leute, 
die das vorschlagen, noch sehr viel wichtigere Dinge zu tun 
hätten. Diese Leute nennen sich nicht Sozialisten, sondern 
Sozialdemokraten, das will heißen, daß sie für die Volks- 
souveränität eintreten. Sie wollen also alles das einführen, 
was die Abgeordneten in der Konfliktzeit wollten; der Reichs- 
tag soll ganz allein zu befehlen haben. Aber in vieler Hinsicht 
sagen sie offener, was sie wollen: die Abgeordneten wollten, 
daß der König nichts mehr zu sagen haben sollte; er sollte 
sich seine Minister nicht mehr frei wählen dürfen, sondern nur 
solche ernennen und behalten dürfen, die „das Vertrauen des 
Abgeordnetenhauses hätten“. Die Sozialdemokraten aber sagen 
wenigstens frei heraus, daß sie überhaupt keinen König und 
Kaiser haben wollen. In Wirklichkeit kommt das ziemlich auf 
eins heraus; denn zum Hampelmann des Parlaments gibt sich 
doch kein Hohenzoller her. Da wollen uns denn die Sozial- 
demokraten so eine wunderschöne Republik bescheren, wie Frank- 
reich sie hat und Amerika. Daß in diesen Republiken die soziale 
Frage auch nicht gelöst ist, kümmert sie weiter nicht. 
Dann aber wollen die Sozialdemokraten das Heer ab- 
schaffen. Daß die Republik Frankreich verhältnismäßig ein 
viel größeres Heer hat, das kümmert sie nicht; ja sie meinen, 
daran wäre Deutschland schuld durch die große Ungerechtigkeit, 
daß es den Narren selber gehauen hat und nicht nur den 
Knüppel. Wir sollen Elsaß-Lothringen den Franzosen wieder- 
geben, dann wird alles gut sein. 
So lange aber Heer und Kaiser nicht abgeschafft werden 
können, muß wenigstens auf beide soviel wie irgend möglich 
geschimpft werden. Und das ist denn Hauptbeschäftigung der 
Sozialdemokraten. Für die Interessen der Arbeiter treten sie ja 
nebenher auch ein, aber nur ganz nebenher. Und wenn man
	        
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