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gestattete er, daß es in lateinischer Sprache geschehen könne; —
da erhob sich Kurfürst Johann und sagte unerschrocken zum Kaiser:
„Wir sind Deutsche und auf deutschem Boden, und also wird
Kaiserliche Majestät auch die deutsche Sprache zu reden uns er—
lauben!“ Diesem unerschrockenen Muthe gab der Kaiser nach und
das Glaubensbekenntniß wurde am 25. Juni 1530, nachmittags 4 Uhr,
in der Reichsversammlung zu Augsburg von dem kurfürstlich sächsischen
Kanzler Dr. Bayer in deutscher Sprache vorgelesen. Der Inhalt
dieses Bekenntnisses nöthigte viele Katholiken zu dem Geständniß:
„Die Sachen wären ihnen vorher ganz anders angezeigt worden,
als sie nun aus öffentlicher Vorlesung vernommen hätten“; und
selbst des Kaisers Bruder, König Ferdinand, sagte: „Was wir
da gehört haben, ist doch anders, als man uns vorher gesagt hat.“
Dessenungeachtet machte der Kaiser bekannt: „Es solle den Protestanten
vergönnt sein, bis zum 15. April 1531 sich zu bedenken, ob sie sich
mit der katholischen Kirche wieder vereinigen wollten oder nicht“,
und später fügte er noch hinzu: „Die katholischen Stände
würden ihm mit Gut und Blut beistehen, um diesem
Handel ein Ende zu machen.“ Diese Worte waren verständlich.
„Der Kaiser will uns mit der Schärfe des Schwertes zwingen, der
erkannten Wahrheit, wie dieselbe in Gottes Wort enthalten ist, wieder
zu entsagen“ — dies war die einstimmige Meinung der Evangelischen.
Da blickte man wieder auf den Kurfürst Johann von Sachsen,
und dieser unerschrockene Fürst wußte auch Rath. Er rief die
evangelischen Stände zu einer Berathung nach Schmalkalden zu—
sammen. Ausdrücklich erklärte man hier einstimmig: „Dem Kaiser
in allen Stücken Gehorsam zu leisten; aber als Herrn
des Glaubens und der Gewissen könne man ihn nicht
anerkennen, und nur zur Abwehr der Gewalt in diesen An—
gelegenheiten wolle man sich zur Nothwehr vereinigen.“
Um dies zu erreichen, schlossen im März 1531 neun evangelische
Fürsten und elf Reichsstädte ein Bündniß, welches unter dem Namen
Schmalkaldischer Bund bekannt ist. An der Spitze dieses Bünd-
nisses standen die beiden mächtigsten Fürsten Deutschlands: Kurfürst
Johann der Beständige und Landgraf Philipp von Hessen. Wie
es schien, sollten nun bald wieder die Kriegswaffen klirren.
Für jetzt war dieses Bündniß dem Kaiser sehr ungelegen; er
brauchte seine Waffen weit nothwendiger gegen andere Feinde. Von
Morgen her drang unaufhaltsam ein gefährlicher Feind vor und
setzte Ungarn und Oesterreich in Angst und Schrecken, und dieser
Unhold waren die Türken. Selten kommt ein Unglück allein. Im
Abend regte sich ebenfalls ein mächtiger Feind, und dies waren die
Franzosen. Mit beiden hatte der Kaiser vollauf zu thun, wes-
halb er, um und um bedroht, es vorzog, wenigstens für jetzt mit den
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