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Aber was trug sich zu? Zur großen Verwunderung des Hirten
entzündeten sich mit dem Holze zugleich auch die schwarzen Steine.
Dergleichen war dem Hirten noch nicht vorgekommen. Diese Wahr—
nehmung theilte er seinem Herrn mit, indes dieser glaubte, sein Kuh—
hirte wolle sich mit ihm einen Spaß machen. „Was du für dumme
Einfälle hast“, meinte er; „daß Holz und Stroh brennt, weiß ich
wohl, aber in meinem Leben habe ich noch nicht gehört, daß auch
Steine brennen.“ Aber der Hirt blieb bei seiner Behauptung. Was
er mit seinen Augen gesehen hatte, ließ er sich nicht ausreden. Der
Bauer wollte sich nun selbst von der Wahrheit des Gehörten über—
zeugen und folgte seinem Burschen aufs Feld. Man fand der
schwarzen Steine noch mehr, und siehe da, sie brannten so hell und
schön, daß der Bauer seine Lust daran hatte.
Man könnte nun denken, daß die Leute nichts weiter vor—
genommen haben würden, als Tag und Nacht Steinkohlen aus der
Erde zu graben; indes man übereilte sich durchaus nicht, da man,
wie erwähnt, dieses Brennmaterials damals nicht so nöthig be—
durfte. Später soll jenes Dörflein wegen der hier zuerst aufgefun—
denen Steinkohlen den Namen „Kohlsdorf“ erhalten haben.
Zu Herzog Moritz' Zeiten stiegen die Holzpreise bedeutend, die
Steinkohlen boten einen erwünschten Ersatz, und der Herzog ließ
deshalb 1542 das erste Kohlenwerk anlegen. Später suchte man im
Plauenschen Grunde überall nach Steinkohlen und man war glücklicher,
als die Schatzgräber. Bei den Dörfern Potschappel, Burgk, Pesterwitz,
Zaukerode, Döhlen ꝛc. fand man die reichhaltigsten Lager von Stein-
kohlen. —
Eine andere Gegend Sachsens besitzt einen noch größeren Reich—
thum an Steinkohlen, als der Plauensche Grund, und dies ist die
Zwickauer Gegend. Die Hauptorte dieser unermeßlichen Stein-
kohlenschätze sind Planitz, Hohendorf und Bockwa. Wann hier die
ersten Steinkohlen gewonnen wurden, läßt sich mit Gewißheit nicht
bestimmen, nur so viel ist gewiß, daß man sie in dieser Gegend weit
eher kannte, als im Plauenschen Grunde. Wird hier und da be-
hauptet, daß die Planitzer Kohlenwerke über 800 Jahre alt seien,
so kann dies wahr sein, sicher ist es aber nicht. Mit Gewißheit
können wir ihr Alter nur auf etwa 400 Jahre bestimmen; ferner
steht so viel fest, daß die Planitzer Gegend die ersten Steinkohlen
lieferte. Ums Jahr 1530 kam zu dieser Entdeckung eine neue, und
zwar die Hohendorfer-Bockwaer-Steinkohlenflötze (Schichten). Die
Steinkohlenmassen, welche in diesen Gegenden seit 3—400 Jahren
dem Schoße der Erde abgewonnen wurden, sind im eigentlichen
Sinne des Wortes unberechenbar. Jetzt führen lange, lange Wagen-
züge auf den Eisenschienen die rußige Kohle, die man zur Zeit ihrer
Auffindung nicht sonderlich achtete, nach allen Richtungen hin. Und
Geschichte Sachsens. 8