Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Moritzens gewaltigen Geist noch ganz andere Pläne. Unwahrschein- 
lich ist es nicht, daß der jetzt noch schwache Herzog im Stillen nach 
größerer Macht strebte, um in der Stunde der Gefahr als Retter der 
evangelischen Kirche auftreten zu können. Der heilige Bund jubelte laut, 
in Moritz einen so ausgezeichneten Genossen gewonnen zu haben. 
Endlich hielt der Kaiser die Zeit für günstig, gegen die Evan- 
gelischen mit Gewalt einschreiten zu können. Auf dem Reichstage zu 
Regensburg, 1546, nannte er die beiden Häupter des Schmalkaldischen 
Bundes Rebellen, und als man ihn fragte, warum er sich rüste, er- 
klärte er unumwunden, „er wolle ungehorsame Fürsten züchtigen.“ 
Diese Sprache war verständlich; nun wußten die Evangelischen, was 
sie zu erwarten hatten. Auffallend war es, daß der Kaiser auf diesem 
Reichstage sich wiederholt mit dem Herzoge Moritz im Stillen be- 
sprach. Später erfuhr man zur größten Entrüstung der Evangelischen, 
daß er mit ihm ein förmliches Bündniß geschlossen hatte. 
Die Häupter des Schmalkaldischen Bundes sahen die aufgethürmte 
Gewitterwolke. Was geschah, um die Gefahr abzuwenden? Zuerst 
richteten sie an den Kaiser ein Schreiben, um ihre Unschuld zu beweisen, 
und wendeten sich hierauf in einer Schrift an ganz Deutschland, in 
der sie auseinandersetzten, daß es ein leeres Vorgeben sei, wenn der 
Kaiser sie als ungehorsame Fürsten bestrafen wolle; nein, der Krieg 
sei gegen die ganze evangelische Christenheit gerichtet. Hätten sie sich 
gegen den Kaiser vergangen, was aber keineswegs der Fall sei, so 
müßte er ganz andere Wege einschlagen. Der Kaiser könne keinen 
deutschen Fürsten, überhaupt niemanden, ungehört verurtheilen. 
Worin bestand die Antwort des Kaisers? Fünf Tage später 
wurde über die beiden Häupter des Schmalkaldischen Bundes 
die Reichsacht ausgesprochen und es wurde jedermann bei schwerer 
Strafe untersagt, sich dieser „Rebellen und Aufrührer" anzunehmen. 
Zugleich wurden ihre Unterthanen des Gehorsams gegen diese Fürsten 
entbunden. Dieser Gewaltstreich preßte Deutschland einen Schrei des 
Entsetzens aus. Wie konnte der Kaiser die mächtigsten Fürsten Deutsch- 
lands in die Reichsacht erklären, ohne sie vorher gehört zu haben? 
Selbst in Moritzens Herzen mußte die Befürchtung Platz greifen, 
der Kaiser wolle in Zukunft mit Deutschland nach Willkür und nicht 
nach Recht verfahren. Das evangelische Deutschland nahm sich seiner 
geächteten Fürsten mit größter Theilnahme an und überall regten sich 
willige Hände, dieselben, sowie den gereinigten Glauben zu schützen. 
Wie mit einem Zauberschlage war ein schlagfertiges Heer ausgerüstet, 
welches nach Süden in die Gegend der Donau geführt wurde. 
Der Kaiser gebot jetzt nur höchstens über 10000 Mann Deutsche 
und 6000 Mann Spanier, die noch dazu meistens aus Fußvolk be- 
standen. Mit einem Schlage konnten die Verbündeten die kaiserlichen 
Truppen niederschmettern. Aber viel Köpfe, viel Sinne! Man zögerte,
	        
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