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bei dem Schuhmacher Apianus im Quartier gelegen und hier ganz
zufällig das Bildniß des Sohnes seines Wirthes gesehen. Der Sohn
dieses armen Mannes war ein außerordentlich gelehrter Mann ge—
worden und wirkte als Professor an der Universität zu Ingolstadt.)
Kaiser Karl war ein Schüler dieses Professors, da er früher Unter-
richt in der Astronomie von ihm erhalten hatte. Von jenem Offizier
auf die Entdeckung in seinem Quartier aufmerksam gemacht, verschonte
der Kaiser als dankbarer Schüler die Geburtsstadt seines Lehrers
und meinte, es würde ihm leid thun, wenn er die Vaterstadt des
Apianus ins Unglück bringen wolle. Sogleich ließ er ausrufen:
„daß kein Soldat bei Leibes= und Lebensstrafe einen Menschen in
der Stadt beleidigen oder etwas nehmen solle!“
J%) Ichlacht bei Mühlberg, 1547.
Am 24. April 1547 langte der Kaiser an der linken Elbseite
und zwar Mühlberg gegenüber an. Dichte Nebel lagerten auf der Erde.
Am jenseitigen Ufer hatte man nicht die geringste Ahnung von der
Größe der Gefahr. Mit größter Andacht wohnte der Kurfürst — es
war gerade Sonntag — dem Vormittagsgottesdienste bei, nicht ahnend,
welch furchtbare Gewitterwolke sich in wenig Stunden über seinem
Haupte entladen sollte. In der elften Vormittagsstunde wurde er
endlich aus seiner Sicherheit aufgeschreckt. Feindliches Waffengeklirr,
dröhnender Kanonendonner verkündeten ihm, was er bis jetzt für
unmöglich gehalten: Der Kaiser mit seiner ganzen Macht drohte ihn
niederzuschmettern. Vergeblich war es, daß der Kurfürst die Schiff-
brücke sogleich in Brand stecken ließ, vergeblich war es, daß er mit
seiner Kavallerie das rechte Elbufer zu decken suchte; ehe er sich's
versah, hatte der Feind das jenseitige Ufer erreicht. Mit Hilfe eines
Müllers, Barthel Strauchmann hieß dieser Mensch, entdeckten
die Kaiserlichen eine seichte Stelle in der Elbe. Die Spanier, ihren
Harnisch ablegend, stürzten sich in die Fluten, und die Reiter, welche
meistentheils noch einen Fußsoldaten aufsitzen hatten, ritten durch den
Strom und erreichten glücklich ihr Ziel. Endlich folgten ihnen auch
der Kaiser, sein Bruder Ferdinand, Moritz und Alba. Der
Kaiser brannte vor Schlachtbegier so sehr, daß er nicht einmal die
Ankunft aller seiner Infanterie abwartete.
Auf solch einen unerwarteten Angriff war der Kurfürst nicht
vorbereitet. Ein hitziger Kampf entspann sich, in welchem Moritz
*) Peter Apianus wurde 1495 in Leisnig geboren. Er widmete
später Kaiser Karl V. ein astronomisches Werk und dieser vergütete ihm
nicht blos die Druckkosten, sondern schenkte ihm auch 3000 Dukaten und
erhob ihn in den Adelstand.