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ferner die Befreiung der gefangenen Fürsten zu verlangen und die
Rechte und Freiheiten Deutschlands zu vertheidigen. Außerdem ver—
band er sich noch mit Frankreich und rechnete auch in der Zeit der
Noth auf Englands Beistand, sowie er auch an Dänemarks Hilfe
nicht zweifelte, zumal da sich seit einigen Jahren sein Bruder August
mit der dänischen Königstochter Anna verheiratet hatte. So waren
die nöthigen Bündnisse, die natürlich geheim gehalten wurden, geschlossen.
„Man mußte doch nun auch Anstalten zur Ausrüstung einer
Heeresmacht treffen und dies konnte dem Kaiser nicht verborgen
bleiben“, wird man denken. Der Kaiser hatte hierzu, ohne es natür—
lich zu wissen und zu wollen, dem Kurfürsten Moritz selbst die
Hand geboten. Moritz sollte, wie oben erwähnt, Magdeburg züch—
tigen, und mit diesem Auftrage grub sich der Kaiser selbst die Grube,
in die er nun bald stürzen sollte. Ohne Aufsehen zu erregen, konnte
Moritz ein schlagfertiges Heer ausrüsten. Um hierzu Zeit zu ge—
winnen, zog er die Belagerung Magdeburgs in die Länge. Dieselbe
nahm Ende des Jahres 1550 ihren Anfang, aber das Frühjahr und
der Sommer des nächsten Jahres verstrichen und schon meldete sich
der Herbst mit seinen regnerischen und stürmischen Tagen, und immer
noch harrte der Kaiser vergeblich der frohen Kunde: Magdeburg ist
erstürmt oder es hat sich auf Gnade und Ungnade ergeben!
Um weiter vorschreiten zu können, hielt es Moritz nun an der
Zeit, die Belagerung Magdeburgs zu Ende zu führen. Der um-
sichtige Feldherr suchte sich den Rücken zu decken. Für den immerhin
möglichen Fall, daß sein kühnes Unternehmen gegen den Kaiser miß-
glücken könnte, sollte ihm Magdeburg bei einem Rückzuge als Schutz
und Hort dienen. Die Stadt ergab sich auf des Kaisers Gnade und
Ungnade. Die schwer geprüften Einwohner jubelten freudig auf, als
Moritz die vom Kaiser gestellten harten Bedingungen fast alle
milderte. So sollten z. B. die Festungsmauern bis auf weiteres
stehen bleiben, die Einwohner sollten das Augsburgische Glaubens-
bekenntniß behalten dürfen und dergl. Mit großer Freude huldigte
hierauf die Stadt dem Kurfürsten als dem „Herrn des Landes und
als Burggrafen zu Magdeburg.“ — Magdeburg war dem Kurfürsten
gesichert. Der Krieg war zu Ende, allein auffallend war es, daß
Moritz sein Heer nicht entließ. Um jeden Verdacht im Keime zu
ersticken, erklärte er öffentlich, daß er seine Truppen nur dann ent-
lassen könne, sobald er ihnen den rückständigen Sold auszuzahlen im
Stande sei.
Moritz hatete sich die Schwierigkeit seines kühnen Schrittes nicht
verhehlt. Noch einmal wollte er den Weg der Bitte betreten, um
wenigstens den Kaiser zur Freilassung des gefangenen Landgrafen zu
bewegen, allein die Gesandten kehrten unverrichteter Sache vom Kaiser
zurück.