Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Im Siegesfluge erschien Moritz vor Innsbruck, das er sogleich 
in Besitz nahm. Den Soldaten gestattete er, nur das als Beute zu 
betrachten, was dem Kaiser, den Spaniern und dem Bischofe von 
Innsbruck gehörte, dagegen wurde ihnen streng untersagt, sich an 
dem Eigenthume der Einwohnerschaft zu vergreifen. Als man den 
Kurfürsten fragte, warum er die Flucht des Kaisers nicht verhindert 
habe, gab er zur Antwort: „Für solch einen Vogel habe ich keinen 
Käfig.“ Jedenfalls war es von Moritz weise, sich im Glücke zu 
mäßigen. Wollte man auch des Kaisers Demüthigung, so wollte man 
doch nicht seine Vernichtung. Ging Moritz zu weit, so konnte mög— 
licherweise die Gesinnung umschlagen und sich wider den Sieger 
wenden. 
d) Passauer Vertrag, 1552. Moritz zieht gegen die Türken. 
Der mächtige Kaiser Karl V., der sich rühmen konnte, daß in 
seinem unermeßlichen Reiche die Sonne nicht unterginge, sah sich ge— 
nöthigt, mit seinem kühnen Feinde in Unterhandlungen zu treten und 
die von diesem vorgeschriebenen Friedensbedingungen zu genehmigen. 
Am 2. August 1552 wurden dieselben in Passau unterzeichnet, wes- 
halb der geschlossene Vertrag der Passauer Vertrag genannt wurde. 
Was Deutschland sehnlichst gewünscht, wonach Moritz und seine 
Verbündeten gestrebt hatten, war erreicht, war erkämpft. Was waren 
denn nun die Hauptbestimmungen dieses Vertrags? Der Landgraf 
von Hessen sollte in Freiheit gesetzt werden.) Die Beschwerden über 
die Freiheit der deutschen Nation sollten auf dem nächsten Reichstage 
erledigt, die kaiserlichen Räthe sollten in deutschen Angelegenheiten 
nur Deutsche sein, die wegen des Schmalkaldischen Bundes ausge- 
sprochene Reichsacht sollte allgemein aufgehoben und, was mit eine 
Hauptsache war, die Religionsangelegenheit sollte innerhalb eines 
halben Jahres auf einem Reichstage zur Ausgleichung kommen, bis 
dahin aber niemand seines Glaubens wegen beschwert werden, son- 
dern jeder bei seiner Religion ruhig und friedlich bleiben dürfen. 
Der umsichtige Moritz blickte weiter. Ihn beschäftigte namentlich 
der Gedanke, was dann werden solle, wenn die Uebereinkunft nicht 
zur Zufriedenheit der Evangelischen ausfiele. Für diesen möglichen 
Fall drang er noch auf Annahme des Zusatzes: Daß selbst dann, 
wenn eine Vergleichung auf dem angegebenen Wege nicht zu Stande 
käme, der Friedenszustand bis zur endlichen Vergleichung giltig sei. 
  
« *) Philipps Freilassung erfolgte den 3. September. Seine Ankunft 
in Hessen war ein Tag der innigsten Freude, des lauten Jubels, sowie des 
herzlichsten Dankes gegen Gott. Am 31. März 1567 entschlief Philipp 
mit den Worten: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist."
	        
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